Die Schönheit des Ozeans

A Weather nennt Aaron Gerber seine Band, die ihr Debüt-Album auf Conor Obersts Label veröffentlicht hat.

Es wird ein schöner Tag für Aaron Gerber. Ein kurzer Spaziergang durch Portland, dann beginnt der Brot- und Butter-Job. Nichts Aufregendes, das ist ja das Schöne – Gerber ist eine Art Pfleger in einem Heim für geisteskranke Menschen, die er durchs tägliche Leben begleitet. Ein bisschen Stolz spüre er jeden Abend, sagt Gerber und ist froh, nicht für einen politisch unkorrekten Konzern arbeiten zu müssen.

Gerber kam vor ungefähr drei Jahren aus seiner Heimat Maine nach Portland, gleich nach dem College. Musik war das Ziel – und Musik wurde draus. Gerber ist der Vordenker von A Weather, einem Indie-Folk-Outfit, dem außer ihm selbst noch drei weitere Musiker angehören. Auch bei A Weather geht es nicht um den großen Reibach, sondern den kleinen Stolz keiner in der Band hat seinen Tages-Job aufgegeben, die Karriere muss sich dem richtigen Leben fügen. Doch trotzdem hat die Band mit ihrem ersten Album, „Cove“, die Welt ein wenig verzaubert. Zuerst in Portland, wo man bald jeden Tag ein Wohnzimmerkonzert spielen kann, dann auf und ab an der Westküste. „Portland ist ein sehr guter Ort, um eine Band an den Start zu bringen“, berichtet Gerber. „Hier ist es nicht so wie in L.A., wo du nur schwer in die Szene rein kommst – die Leute sind offen, spielen gern eine Session mit, und sie geben dir auch Feedback.“

Die Bescheidenheit und die kleine Schönheit prägen auch die Musik von A Weather, die wohl introspektiv, vor allem aber freundlich, warmherzig und verbindlich ist. Neben Gerber hat Schlagzeugerin und Sängerin Sarah Winchester daran einen großen Anteil: Ihre Harmonien bringen den Flüster-Folk von A Weather zum Glänzen. „Es ist eine herbstliche Platte“, erklärt Gerber. „In meinen Songs steckt immer viel von New England, zum Beispiel von den Farben der Natur dort – sie verändern sich im Lauf eines Jahres viel dramatischer als hier an der Westküste.“ Doch auch die Lebensart im „Pine Tree State“ erkennt Gerber in seiner Musik, den Stoizismus, das Lakonische. Und den Ozean, immer wieder den Ozean. „Ich nehme diese Dinge mit mir mit, egal wohin ich gehe“, sagt er.

Übrigens erscheint „Cove“ auf Team Love, dem 2003 von Conor Oberst und Nate Krenkel gegründeten Label. Krenkels Bruder hatte A Weather in einem kleinen Cafe in Portland gesehen und einen myspace-Link verschickt. „Das war’s“, erinnert sich Gerber, „Krenkel rief an, und wir haben eine Single gemacht. Ich schäme mich manchmal ein bisschen dafür, dass es so einfach war.“

Weil „Cove“ in den USA schon vor fast eineinhalb Jahren erschienen ist, haben A Weather ihr neues Album bereits fertig. Dynamischer sei es geworden, sagt Gerber, und elektrischer. Die Themen indes blieben dieselben, „Ich spreche mir in meinen Liedern oft Mut zu, mit Aufmunterungen, wie Kalendersprüche.“ Kleine Schönheiten eben.

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