Disney für alle!

Ein neuer Bildband feiert die Klassiker-Ära von Disney aus den Jahren 1937 bis 1953, die als Bilderbücher erschienen.

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Das „Dark Age“ von Disney, die nur scheinbar orientierungslose Ära nach dem Tode Walts 1966, mit Streifen wie „Bernhard und Bianca“, „Cap und Capper“, aber auch fantastischen Live-Action-Stoffen wie „Der Drachentöter“, „Das schwarze Loch“ und „Tron“, feiert derzeit eine Renaissance. Wenn es aber um die Klassiker geht, die wirklich jeden begeistern, kommt man um die Zeit von 1937 bis 1953 nicht herum. Classic Disney. „Schneewittchen“, „Dumbo“, „Bambi“, „Cinderella“. Meilensteine.

Vintage-Kinderbuchkunst der Disney-Zeichner: Illustrationen aus den 1940er und 1950er Jahren

Viele dieser Filme, die bald zum Teil einhundert Jahre alt sein werden, kennen auch (amerikanische) Kinder der heutigen Generation. Was sie aber vielleicht nicht kennen, sind die dazugehörigen Kinderbücher.

In den 1940er und 1950er Jahren etablierten sich Disney-Zeichner nicht nur als Animatoren auf der Leinwand, sondern auch als prägende Illustratoren im Kinderbuchbereich, viele davon für  „Little Golden Books“ – günstig im Handel, für alle zu haben. Wer die Kinoklassiker also nicht auf der Leinwand sehen konnte, weil man den Kinostart verpasste, es keine zweite Kinoausstrahlung gab oder die Streifen nicht im TV gezeigt wurden (wir sprechen hier von sehr alten Zeiten), konnte sich dank der Bücher zumindest wie im Kino fühlen.

Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953
Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953
Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953
Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953

Das jetzt vorliegende Buchprojekt „Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953“ dokumentiert diese illustrative Transferleistung anhand von zehn klassischen Erzählungen, adaptiert von Disney-Filmen. Enthalten sind u.a. „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, „Pinocchio“, „Dumbo“, „Bambi“, „Peter Pan“ sowie „Cinderella“ und „Alice im Wunderland“.

Los Angeles als Zentrum einer doppelten Bildproduktion

Die Bildsprache dieser Publikationen orientierte sich stark an der Ästhetik der Filme, unterschied sich jedoch in wesentlichen Punkten. Während die Animation auf Bewegung und Rhythmus abzielt, ist die Kinderbuchillustration auf visuelle Verdichtung angelegt. Künstler wie Al Dempster, Campbell Grant, Dick Kelsey, Mel Shaw und Retta Scott Worcester übertrugen Motive, Figuren und Szenen in statische Formate, versuchten aber zugleich eigenständige visuelle Lösungen. Etwa in Konturführung oder symbolhafte Farbgebung.

Was der Bildband auch zeigt, ist die Beschäftigungssituation im Konzern. Die Disney-Studios in Los Angeles waren in dieser Zeit nicht nur ein Ort der Filmproduktion. Viele Mitarbeiter waren parallel eben auch in der Illustration tätig. Die Herausgeber des Bands, Animationshistoriker Charles Solomon und Disney-Art-Director Kenneth Shue, erzählen diese Geschichte der US-Nachkriegszeit im Atomic Age. Weshalb Disney auch reinsten Eskapismus bot.

TASCHEN
Walt Disney’s Children’s Classics 1937–1953
Hardcover, Halbleinen, 20.5 x 25.6 cm, 1.58 kg, 376 Seiten
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€ 40

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