Domians letzte Sendung im Stream: Elch einpacken, Jacke an, Licht aus – und seine letzten Worte

Nach fast 21 Jahren, in denen er so gut wie immer auf Sendung war, lief Freitag Nacht die allerletzte Ausgabe von Jürgen Domians nach ihm benannter Talk-Sendung, die von Montag bis Freitag ab 1 Uhr im WDR-Fernsehen und in 1LIVE ausgestrahlt wurde.

Relativ normal

Den Abschied leitete Domian mit einer kleinen Erklärung ein: „So liebe Leute, jetzt ist es so weit, das ist die letzte Ausgabe von Domian und ich freue mich sehr, dass ihr da seid. Die letzte Sendung soll relativ normal ablaufen, so wie ihr es kennt und ihr sollt zu Wort kommen.“ Die Erwähnung der Formulierung „relativ normal“ ist hierbei deshalb angebracht, weil die Anrufer in der Sendung doch ziemlich oft eher weniger normale Stories erzählen – und auch in dieser Nacht gab es wieder einige skurrile Geschichten zu hören.

Toiletten-Stress, Porno-Synchronisation und ein Wald-Abenteuer

Die erste Anruferin war die 31-jährige Julia, die erzählte, dass sie total unter Stress stehe, wenn sie nicht wisse, wann sie das nächste Mal zur Toilette gehen kann; ihren Ursprung hat die Geschichte in einem Reisebus nach England, als die Anruferin mit einer Magen-Darm-Verstimmung die Bord-Toilette nicht benutzen durfte …

Anschließend war der 20-jährige David in der Leitung, der sich neben seiner Ausbildung Geld mit der Synchronisation von Porno-Filmen verdient und von seinen lautstarken Stimmkünsten auch gleich eine Kostprobe für die Zuhörer bot. Die Anruferin nach ihm war eine Altbekannte, nämlich die 76 Jahre alte Lydia: Sie wurde durch ihren Anruf in der Themennacht „Es geschah im Wald“ bekannt, in welcher sie damals von einem erotischen Abenteuer auf einem Friedhof erzählte – und auch diesmal fing sie direkt wieder an, von ihrem damaligen Liebhaber zu schwärmen. Dann wurde auch ihr Sohn in die Sendung zugeschaltet, der berichtete, wie ihm damals zumute war, als er vom Anruf seiner Mutter erfuhr: „Ich war sehr geschockt, als ich das gehört habe. Ich dachte nur: ‚Mein Gott, die Frau soll schlafen nachts!’“

Viele sind Domian sehr dankbar – weil sie offen mit ihm reden konnten

Weitere Anrufe kamen von Ramona, deren Lebensgefährte im April verstorben war; von Victor, der Domian regelmäßig von Melbourne aus hört und die Kriminalpsychologin Lydia Benecke, die liebe Worte an den Moderator richtete: „Danke, dass Du den Menschen da draußen gezeigt hast, dass sie nicht alleine sind mit ihren besonderen Eigenschaften.“

Der allerletzte Anrufer, der jemals in dessen Sendung mit Jürgen Domian reden durfte, war LKW-Fahrer Klaus, der sowohl von seiner Ess-Sucht erzählte und sich zudem bei dem Talker bedankte, dass er ihn die letzten 15 Jahre davon abhielt, nachts auf der Autobahn einzuschlafen.

Domians letzte Worte

Zuletzt richtete Domian das Wort noch einmal an die Zuschauer und sagte: „So meine Lieben, wir haben 1:53 Uhr. Jetzt ist die Zeit des Abschiedsnehmens gekommen. Nach fast 22 Jahren endet die Sendung „Domian“ in wenigen Minuten für immer. Ich möchte mich sehr herzlich bedanken bei meinem Team, bei meinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Danke für euer Engagement, Danke für eure Zuverlässigkeit und Danke für eure Menschlichkeit. Und ich möchte mich natürlich sehr bei euch bedanken – bei den Zuschauern, den Zuhörern und den Anrufern. Die Zeit mit euch war groß. Ich wünsche euch für euer Leben Glück und Gutes und ich kann sagen, was ich hier in dieser Sendung gelernt habe in all diesen Jahren, das ist Demut und dafür danke ich sehr. Wie sagte die wunderbare Trude Herr so schön: ‚Niemals geht man so ganz’. Auf Wiederhören und auf Wiedersehen, euer Jürgen Domian.“

Anschließend setzte der Nacht-Talker sein Headset ab, „Hallelujah“ von Leonard Cohen, in der Version von Jeff Buckley, wurde eingespielt. Domian räumte seinen Platz auf, nahm den weißen Deko-Elch mit, zog seine Jacke an und schaltete das Licht im Studio aus.

https://www.youtube.com/watch?v=-6W1HoO3C88