Drei Fouls vom Allerfeinsten

Zwei Jahre nach dem Ende seiner "Mattscheibe" kommt OLIVER KALKOFE nun mit der bitterbösen Sendung "Kalkofe! Die wunderbare Welt des Sports" zurück

Er ist zwar keine Whisky-Nase, und er pafft auch keine dicken Havannas im Akkord, doch eines verbindet ihn mit dem großen britischen Staatsmann Churchill: die unauslöschlich aufs Panier geschriebene Losung „no Sports!“ Gut, mit der Leibesertüchtigung kann es ja jeder halten wie er will, doch darf ein Mensch mit solch einer Haltung eine Sportsendung im TV moderieren? Noch dazu zur prime time im Ersten? Er darf, wenn er denn Oliver Kalkofe heißt.

Zunächst drei Mal (am OL, 8. und 15. Mai,jeweils ab 2L35 Uhr) will das 35-jährige Lästermaul mit seiner Sendung „Kalkofe! Die wunderbare Welt des Sports“ der Turnvater Jahn-Gefolgschaft böse auf die Sportschuhe treten. Stoff für weitere Folgen aber hat Kalkofe in Hülle und Fülle, denkt man an so legendäre Reporter-Worte wie etwa „Die erste Halbzeit zerfallt in zwei Hälften: Die erste Hälfte dominierten die Rumänen und die zweite Hälfte die Rumänen.“ (Michael Steinbrecher) oder „Da sieht man, dass die Torwächter in all den Jahren mit den Feldspielern nicht mitgewachsen sind.“ (Günter Netzer).

„Im Prinzip ist die Sendung wie die ,Mattscheibe‘ aufgebaut“, verrät Kalkofe, „nur dass hier nun die ungewollt komischen TV-Sport-Highlights der letzten 50 Jahre präsentiert werden. Es geht hier nicht primär um die Klassiker ä la Heribert Faßbender, sondern um diese kleinen, fiesen Überraschungen. Wenn etwa Moderatoren, die gewollt seriös rüberzukommen versuchten, dabei voll auf die Fresse geflogen sind. Heribert Faßbender hat inoffiziell bereits das Verbot erteilt, Sachen von ihm aus dem Archiv zu geben. Wir haben aber trotzdem ein paar schöne Szenen mit ihm gefunden, und einmal wird er auch zu Recht gesprengt. Und dann hab ich da noch eine Lieblingszene mit ihm: der blutjunge Heribert Faßbender, noch mit schwarzen Haaren und noch ohne ,guten Abend allerseits‘ in einer intellektuellen lateinischen Sportsendung namens ,ex tempore‘. Großartig! Ein Widerspruch in sich, eine Sportsendung für Intellektuelle, und ein Heribert Faßbender, der sich dazu noch als ein Führer der Intellektuellen sieht. Komischer geht’s wohl kaum.“

Fündig geworden ist Oliver Kalkofe, dem seine Heimatstadt Peine angeblich erst vor kurzem eine Siegerurkunde bei den Bundesjugenspielen zuerkannte, in erster Linie in den Archiven von ARD und ZDF.

„Ich wollte ja nicht demonstrieren, wie doof es bei den Privaten zugeht, nein, wir haben die eigenen Leichen aus dem Keller geholt. Gut, wir haben der Vollständigkeit halber auch ein bisschen Ulli Potofski und TM3 mit dabei. Lediglich bei SAT.l hat man sich geweigert. Jetzt sind sie die Einzigen, die nicht mit dabei sind, und das finde ich noch viel peinlicher. Was ich hingegen bewundere, ist die Haltung der verantwortlichen Leute bei der ARD. Hier werden ja die Produktionen aus dem eigenen Hause durch den Kakao gezogen. Ergo muss es wohl der Mut zur Selbstironie sein, etwas, das ich bei den ARD-Oberen nie vermutet hätte.“

Einige Highlights aus „Kalkofe! Die wunderbare Welt des Sports“ dürfen hier schon mal verraten werden: Wir erleben Paul Breitner und Uli Hoeneß nackt im Bett, wir sehen einen Berti Vogts, der singt und tanzt, wir sind mit dabei, wenn Otto Rehagel Küchenmöbel verkauft, und wir werden Zeuge, wie Karl-Heinz Rummenigge im VCfeißbierrausch seine Dauerwelle ertränkt.

Kalkofe: „Ich schlüpfe in viele Rollen. Man sieht z. B. eine Szene aus der legendären Rede von Trappatoni, aber als der dann explodiert, komme ich rein und halte seine Rede weiter. Oder wie die Szene mit Christoph Daum, dem Sportreporter Dahlmann sowie Andreas Türk bei, Dalli

Dalli‘. Zunächst sieht man die Originalrunde, doch dann erscheine ich, ersetze alle drei und mache weiter mit den Herren Daum und Dahlmann in der Schnellraterunde. Die Frage lautet dann allerdings: Was muss man tun, um garantiert nicht Bundestrainer zu werden?“

Bringt Kalkofe denn auch persönliche sportliche Vorlieben mit ins gehässige Spiel?

„Nein“, sagt der, „das Schöne ist nämlich, dass ich von Sport überhaupt keine Ahnung habe. Ich war immer aktiv höchst unsportlich und war bereits von Kindsbeinen an immer schlecht im Sport. Ich hatte auch von Sport im Fernsehen herzlich wenig Ahnung, habe aber in den letzten zwei Jahren extrem viel zu dem Thema gemacht. Also musste ich erst einmal büffeln. Aber die Konstellation finde ich gut, denn Sportmoderatoren haben ja – im Gegensatz zu mir – herzlich wenig Sinn für Humor.“

Und was ist mit den Fußballern?

Kalkofe: „Das sind für mich gute Schauspieler, vor allem in den Leidensszenen. Aber die sind durch die Bank wegja auch nicht wirklich lustig, keine Entertainment-Granaten. Und der allergrößte Witz bei der Sache ist doch der, dass der Fußball längst zur Unterhaltungs-Industrie geworden ist, trotzdem aber immer noch von .Vorbildfunktion für die Jugend‘ etc. gelabert wird. ,Keine Macht den Drogen‘, aber in der Pause gehen dann alle aufs Klo ein bisschen koksen, knattern mit der Sekretärin oder lassen sich Sperma klauen. Das ist alles so herrlich verlogen, und da fangt für mich der wahre Spaß an. Da haut man richtig gerne rein. Mir geht’s also nicht um irgendwelche Vereine oder um große Siege, nein, der Sport ist hier eigentlich nur der rote Faden.“

Lassen wir uns also überraschen, wie ätzend, ironisch und bissig Kalkofe zu Werke gehen wird, denn wie hat er so richtig gesagt: „Sport und Humor das passt eigentlich so gut zusammen wie Boris Becker und die Verhütung.

Trotzdem zeigen wir, wieviel (wenn auch unbeabsichtigten) Spaß Sport machen kann – jedenfalls spätestens dann, sobald er ins Fernsehen einzieht Und solange man nicht selber mitmachen muss!“

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