Duffy: Das neue Video zu „Well Well Well“ samt Making of
Die Waliserin war einer jener jungen Damen, die vor einigen Jahren vom Soul-Pop-Revival um Amy Winehouse profitiert haben. Während Winehouse der "Rehab" näher ist als einer Karriere, meldet sich Duffy nun mit namhafter Unterstützung zurück.
6,5 Millonen mal hat ging Duffys Debüt „Rockferry“ über die Ladentheken, drei Brit Awards hat sie im Regal stehen, die sich vermutlich um ihren Grammy für das „Best Pop Vocal Album“ gruppieren. Der Erfolg überraschte damals eigentlich nur in seinem Ausmaße, denn dass zur Zeit der Winehouse eine junge, hübsche blonde Frau mit der Stimme einer schwarzen Soulsängerin eine sichere Partie war, konnte sich jeder Labelpraktikant ausrechnen. Dennoch ist es ihrem Talent, ihrem Charme und ihrer Stimme zu verdanken, dass Duffys Musik nicht nur vom Konsens-Radiopop-Hörer goutiert wurde, sondern auch von Indiefans und Soultraditionalisten.
Für ihr zweites Album „Endlessly“, das am 26.11. erschienen wird, hat sie wieder einiges richtig gemacht: Sie arbeitete mit Songwriter Albert Hammond zusammen und buchte sich die Roots als Begleitband – was sicher wieder Alt und Jung gefallen wird. Dass Mr. „It Never Rains In Southern California“ Hammond an Bord ist, hat sie dessen Frau zu verdanken, wie Duffy unlängst erzählte: „Er war zu Hause in Los Angeles, als seine Frau zu ihm rief: ‚Albert! Albert! Schau Dir dieses Mädchen im Fernsehen an. Sie hört sich wie eine Schwarze an.‘ Und Albert schaute genauer hin und war begeistert.“ Duffy performte da gerade „Stepping Stone“ bei Saturday Night Live. Die Zusammenarbeit war von großer Begeisterung auf Seiten Hammonds und tiefem Respekt auf Seiten von Duffy gezeichnet. Dennoch: Beim ersten gemeinsamen Song „Don’t Forsake Me“ war sie anfangs nicht zufrieden mit dem Sound – und scheute sich nicht, das auszusprechen: „Er ist 66 Jahre alt, er ist der respektierteste Songschreiber und ich hatte den Mut und die Dreistigkeit, den Song auseinanderzunehmen,“ erzählt Duffy: „Wenn ich zurückschaue, denke ich: ‚Wie unverschämt von mir.'“ Aber Albert Hammond habe am Ende zu ihr gesagt: „Brave kid, well done!“
Dass die Roots schließlich mitmachten, hat Duffy ebenfalls dem Fernseher im Hause der Hammonds zu verdanken. Hammond sah die Roots in der Show von Jimmy Fallon, war begeistert und brachte Duffy dazu, mit „zittriger Hand“, wie sie gestand, den Chef der Island Def Jam Group LA Reid anzurufen, und um die Telefonnummer von Roots-Gründer Ahmir Thompson zu bitten. Den hatte sie schon vor Jahren flüchtig kennengelernt und ihm ein Exemplar von „Rockferry“ in die Hand gedrückt.
Eine spannende Geschichte also, die hinter diesem Album steckt. Deshalb wird es auch in unserer Dezemberausgabe ausführlich rezensiert. Zudem sprach unser Autor Max Gösche mit der Dame, die heute von sich sagt: „Ich bin nicht mehr dieselbe wie damals. Ich war noch ein Mädchen.“
Leider muss man feststellen, dass Duffy mit der Wahl ihrer Single ein wenig ins Klo gegriffen hat. „Well Well Well“, das am Freitag digital und am 19.11. in den gängigen Tonträgerformaten erscheint, spielt weder ihre stimmlichen Qualitäten aus, noch ist es der Dancefloorfiller, der der Song sein will. Zu nervtötend quäkig ist der Refrain, zu kraftlos der Rhythmus. Das nach Parfumwerbung aussehende Video dazu ist dann auch eher etwas für’s Auge. Aber vielleicht ist man da im Angesicht der hohen Erwartungen auch ein wenig überkritisch, und der Song entwickelt sich noch zu einem Grower. Das mag nun jeder für sich entscheiden. Wir haben den Clip samt Making of:
Daniel Koch