Erste im Bahnhof

Moderator Alfred Biolek über den Coup, Kate Bush ins TV zu bringen.

Alfred Biolek, als am 9. Februar 1978 Ihre ARD-Show „Bio’s Bahnhof“ startete, war Kate Bush dabei – ihr allererster TV-Auftritt überhaupt, noch vor England. Waren Sie damals die deutsche Pop-Spürnase?

Sicher nicht. Mein Musikinteresse war immer nur zum kleinen Teil von Pop bestimmt. Und in meinen Sendungen waren immer auch Klassik-Showacts dabei.

Wie sind Sie dann auf Kate Bush gekommen?

Ich hatte mich bei den Plattenfirmen umgehört, welche Künstler sich für meine neue Show eignen könnten. Eines Tages saß ich in London bei der EMI – und plötzlich fiel mir ein Lied auf, das leise über die Bürolautsprecher lief. „Wer ist das?“ Die sagten: „Eine ganz neue Künstlerin.“ Das fand ich genial: Wenn die-se Kate Bush noch nie einen Fernsehauftritt hatte – dann soll sie bei mir anfangen! Sie kam mit ihrer Band nach Köln, schon zwei Tage vor der Sendung. Sie und ihr Manager waren sogar bei mir zu Hause, ich habe für sie gekocht.

Sie hat in der Show „Kite“ und „Wuthering Heights“ live gesungen, anschließend fand das legendäre Interview statt …

Ich sagte zu ihr, dass sie irgendwann mal in der Carnegie Hall auftreten und dann den 15.000 begeisterten Fans sagen würde: „Aber den Anfang habe ich im Depot der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn gemacht!“ Sie musste das dann auf Deutsch nachsprechen. Nach der Show fragten alle: Wer war denn diese tolle Künstlerin? Das war ihr Start in Deutschland.

Sie hatten recht mit der Prognose, dass sie ein Star werden würde. Nur mit der Carnegie Hall hat es nicht geklappt.

Ich habe sie auch leider nie wieder getroffen. Sie hat sich zurückgezogen.

Könnte eine junge Künstlerin wie die 19-jährige Kate Bush heute noch im deutschen Fernsehen ihr Debüt feiern?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich glaube nicht. Interview: J. Hentschel

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