Fernab von allen Hipness-Faktoren zimmern Built To Spill unorthodoxe Gitarrensongs

Von wegen die Gitarre ist tot. Etwas mehr Gelassenheit, weniger Pragmatismus, und schon gibt’s wieder Leichtigkeit, Entfaltung, Dramaturgie und Euphorie. „Perfect From Now On „, treffender kann man ein melodiös vielschichtiges Album grandioser Gitarrenarbeit kaum betiteln. Auch wenn Doug Martsch, Kopf und Bart von Built To Spill, dabei weniger an die Vollkommenheit seiner Musik dachte als vielmehr an jenen Vorsatz, den man sich so oft im Leben stellt: von jetzt an alles richtig machen. Und Martsch, so scheint es, macht es goldrichtig. Er hat sich einen Bandkontext geschaffen, der es ihm ermöglicht, aus einer Songidee ganze Komplexe zu entwerfen. Schon die Überlegung, die Bandmitglieder ständig auszuwechseln, verspricht maximale Offenheit. Allerdings, gibt er zu, habe sich das mit dieser Platte geändert. „Es ist viel Arbeit, bei jedem Album mit neuen Leuten anzufangen, obwohl ich das auch sehr schätze. Aber jetzt wollte ich eine feste Band, die konzentrierter klingt und die Entwicklung der Songs mitbestimmt.“ Also kein Dogmatiker, sondern einer, der Songs in Teilstückchen schreibt, gleichzeitig an mehreren Stellen arbeitet und gesetzte Spuren von anderen ausfüllen läßt. Was ab Harmonie für einen Part gedacht war, findet sich plötzlich in anderem Kontext wieder. Skizzieren, ausschneiden, wieder zusammenfugen in tage-, wochen-, monatelanger Arbeit. Daher erzählt er lange Geschichten mit aufregenden Wendungen, beläßt er es nie bei der genormten Dauer eines Popsongs. „Ich arbeite nicht sehr methodisch oder denke an irgendwelche Kriterien. Im Grunde hab ich einen großen Stapel einzelner Elemente, Akkorde, Worte, probiere die Instrumentierung, so geht das weiter.“ Martsch sucht vertraute Strukturen, um gleichzeitig fremd und noch immer anders zu klingen. Die Gitarre ist ihm geeignetes Werkzeug, der Alltag Inspiration. Irgendwo in Idaho, un Nordwesten Amerikas, lebt er sein bescheidenes, unspektakuläres Leben als Hausmann und Vater, „in a world that’s not so bad“. Um so mehr Überschwenglichkeit, Ekstase und Glamour füllt die Musik. Subjektiv, behauptet er, sei seine Musik. Er persönlich hantiere nun mal lieber mit gegeneinander gesetzten Gitarren und schrägen Akkordfolgen. „Es gibt noch soviel Raum für Musik jeglicher Art. Natürlich interessiert mich elektronische oder experimentelle Musik, aber Einflüsse kommen doch auch von Freuden, von Musikern, mit denen du arbeitest.“ Popularität ist Martsch ein GreueL Selbst die große Tournee 1995 als Support der Foo Fighters weckt bei ihm eher unangenehme Erinnerungen: „Ich möchte dabei andere Mensehe treffen, andere Lebensumstände kennenlernen. Je bekannter wir werden, desto weniger ist das möglich.“ Seinem kleinen Sohn zuliebe will und kann Martsch vorerst nicht auf Europa-Tour gehen.

„I can’t get the sound you make out of my head/ I can’t even figure out what’s making it“, singt Doug Martsch mit sonorer Stimme. Ähnlich geht es einem mit dieser Platte. Verwunderung angesichts der Magie eines so weitgreifenden, unpopulistischen Werks.

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