Florian Horwath: Vom Suchen und Finden der Musik

Schweigen in Scheunen in Schweden – schöner und passender kann ein Album wie „We Are All Gold“ von Florian Horwath seinen Anfang nicht nehmen. Auf dem Land, eine Stunde von Malmö, hat der Schlacks aus Tirol (der nun freilich, wo wohl, in Berlin lebt) auf einem umgebauten Bauernhof in zweimal fünf Tagen sein Solodebüt aufgenommen. „Es war irrsinnig schön und fast klischeehaft ruhig“, sagt Florian Horwath, „und obwohl meine Mitmusiker die Stücke dort zum ersten Mal gehört haben, mußten wir nicht viel reden. Es ging bei den Aufnahmen viel um Verstehen.“ Wie die Seiten in einem Buch habe er ein Lied nach dem anderen aufgeschlagen und dann so analog wie möglich sogleich live eingespielt: „Ich hatte das Gefühl, wir folgen einfach der Musik.“ Entstanden sind wunderschöne Lieder von sanfter Kauzigkeit, mit schmalen Gitarren, dösigem Schlagzeug, flüsterndem Lächelgesang und handclappenden a-capella-Gospelspleens (ein grundfrohes Roky-Erickson-Cover ist auch dabei) – so ungefähr das genaue Gegenteil von Horwaths bisherigem Schaffen. Zusammen mit Michael Kuhn (aka Michelle Grinser) bildete er vor drei Jahren das prätentiöse, verstörende Catsuits tragende Elektroduo Grom, das in erster Linie mit „Liebesliedern ohne Licht“ befaßt war. „Hinter dem Elektronischen, Theatralischen kann man sich selbst natürlich mehr zurückziehen“, meint er, sieht aber keinen großen Bruch zwischen Grom-Kühlschrank und der neuen “ We Are All Gold“-Kuscheldecke: „Mir ist wichtig, daß Lieder Platz haben, daß man der Musik Raum läßt.“ Lieder, die sich ausbreiten dürfen: Immer wieder spricht Florian Horwath von seiner Musik, als führe sie ein Eigenleben, als sei sie ihm irgendwann zugelaufen und als täte er nicht mehr, als ihr ab und an ein Schälchen Milch hinzustellen.

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