Fox News fordert Krieg gegen Iran – und Donald Trump hört zu
Trumps exzessiver TV-Konsum befeuert Bereitschaft zum Militärschlag gegen Teheran. Fox News heizt dem Präsidenten ein
US-Präsident Donald Trump denkt darüber nach, US-Streitkräfte zur Unterstützung Israels bei Angriffen auf den Iran zu entsenden. Und damit womöglich einen neuen Krieg zu beginnen. Seine Entscheidung wird maßgeblich von der kriegerischen Berichterstattung bei Fox News beeinflusst. Der favorisierte Sender des Präsidenten präsentiert eine Parade an Moderatoren, Gästen und Kommentatoren. Die lautstark Krieg und Regimewechsel fordern.
Laut einem Regierungsbeamten sowie einem weiteren Vertrauten des Präsidenten verstärkt Trumps intensiver Fox-News-Konsum seine Bereitschaft zu einer direkten militärischen Konfrontation mit dem Iran.
„Wow“ – Trump von israelischen Luftangriffen fasziniert
Dies stellt einen bemerkenswerten Wandel in Trumps Haltung dar. In den vergangenen Wochen hatte er diplomatische Lösungen mit dem Iran bevorzugt. Und sogar privat angedeutet, Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu versuche, die USA in einen offenen Krieg hineinzuziehen. Doch wie Quellen gegenüber ROLLING STONE berichten, zeigte sich Trump in jüngster Zeit begeistert von der militanten Iran-Berichterstattung bei Fox. Und den Bildern israelischer Luftschläge. „Wow“, soll er laut einem Vertrauten kommentiert haben. Er sei beeindruckt von der vermeintlichen Durchschlagskraft der israelischen Operationen. Trump habe zudem im kleinen Kreis geäußert, wie beeindruckt und derzeit optimistisch er in Bezug auf einen Militäreinsatz gegen Teheran sei.
Trump hat sich lange selbst als Friedenspräsident inszeniert. Im Gegensatz zu interventionistischen Republikanern wie George W. Bush. Doch diese Episode verdeutlicht, dass Trump durchaus in einen kriegstreiberischen Modus verfallen kann, der selbst neokonservative Hardliner übertrifft.
Fox News: „Be all-in, President Trump“
„Das ist eine dumme und erfundene Geschichte“, erklärt Pressesprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, gegenüber ROLLING STONE. „Präsident Trump hört auf Experten innerhalb der Regierung. Und steht im ständigen Austausch mit seinem nationalen Sicherheitsteam. Letztlich trifft er aber die Entscheidungen, von denen er glaubt, dass sie die Amerikaner schützen.“
In den vergangenen Tagen waren auf Fox News unter anderem Äußerungen von Senator Lindsey Graham zu sehen. Der mehrfach direktes US-Engagement im Konflikt zwischen Israel und dem Iran forderte. „Wir haben jetzt die Chance, eine Bedrohung für den Staat Israel ein für alle Mal auszuschalten. Indem wir dieses Regime durch ein besseres ersetzen. Ich glaube, der größte Gewinner dieses Wandels wären die iranischen Bürger“, sagte Graham am Montag bei Sean Hannity.
An einer Stelle wandte sich Graham direkt an den Präsidenten: „Seien Sie voll dabei, Präsident Trump, helfen Sie Israel, die nukleare Bedrohung zu eliminieren. Wenn wir Bomben liefern müssen, tun Sie das. Wenn wir gemeinsam mit Israel fliegen müssen – führen Sie gemeinsame Operationen durch.“
Am Dienstag trat Graham in der Fox-Sendung America Reports auf und zeigte sich zuversichtlich: „Präsident Trump versteht, welche Bedrohung der Ayatollah nicht nur für Israel, sondern auch für uns darstellt. Am Ende wird er Israel helfen, den Job zu beenden – das wird Waffen erfordern, die Israel nicht besitzt, und möglicherweise gemeinsame Militäroperationen.“
Trump will Anerkennung für israelische Schläge
Am Dienstag berichtete die New York Times, dass Trump nach der überschwänglichen Fox-Berichterstattung über Israels angebliche taktische Genialität Reporter kontaktierte, um anzudeuten, er habe die überraschenden Angriffe auf iranische Nuklearanlagen mitorchestriert. Zudem habe er verlauten lassen, er tendiere nun eher dazu, die USA stärker in den Konflikt einzubringen.
Laut ROLLING STONE sprach der Präsident auch intern begeistert über Fox-Segmente, in denen Netzwerkgrößen seine Politik der Stärke und militärischen Macht unterstützten. Gleichzeitig kritisierte er in vertraulichen Gesprächen ehemalige Verbündete wie Ex-Fox-Star Tucker Carlson, die sich gegen seine Kriegsbereitschaft ausgesprochen hatten.
Propaganda mit Wirkung – Fox beeinflusst erneut die Außenpolitik
Der Einfluss von Fox-News-Produzenten auf Trumps Überlegungen zu Krieg und Frieden wirkt erschreckend – wenn auch nicht überraschend. Der Sender unterstützte schon den verheerenden Irakkrieg unter George W. Bush in den frühen 2000ern. Und auch heute ist der Impuls zum Krieg ungebrochen.
Während Trumps erster Amtszeit ließen sich Befürworter von Militäreinsätzen gezielt bei Fox buchen – wissend, dass Trump den Sender exzessiv konsumierte – um ihn über die Kamera direkt zu Angriffen, etwa in Syrien, aufzufordern.
In seiner zweiten Amtszeit wurde Fox News zunehmend zum Rekrutierungspool für die Trump-Administration. So beförderte Trump mehrere Persönlichkeiten des Senders in hohe Regierungsämter, darunter Verteidigungsminister Pete Hegseth. Fox-Moderatorin Jeanine Pirro wurde kürzlich zur US-Staatsanwältin für den District of Columbia ernannt. Pirro gilt als ausgesprochene Kriegsbefürworterin im Nahen Osten und forderte 2015 in einem berüchtigten Kommentar: „Bombardiert sie, bombardiert sie, und bombardiert sie dann nochmal.“
Kriegstrommeln im Fernsehen
In den vergangenen Tagen schlugen Fox-Persönlichkeiten erneut aggressive Töne an. In einem Monolog am Sonntagabend schrie Moderator Mark Levin sein Publikum an: „Das ist Gut gegen Böse. Entweder du bist ein patriotischer Amerikaner, der hinter dem Präsidenten, dem Oberbefehlshaber steht, oder du bist es nicht.“ Levin erklärte weiter, der War Powers Act – der vorsieht, dass der Präsident vor Kriegseintritt die Zustimmung des Kongresses einholen muss – sei ein „verfassungswidriges Gesetz, das dem Präsidenten die Macht stehlen will“. Trump müsse unbedingt die Möglichkeit haben, einseitig Krieg zu führen, sonst könnten „diese Primitiven“ eine Atombombe auf Detroit werfen.
In einem Beitrag am Dienstag forderte der frühere Delta-Force-Geheimdienstanalyst Brett Velicovich das Publikum dazu auf, der Iran müsse „zurück an den Verhandlungstisch gebombt“ werden, denn „diese Region versteht nur Macht.“ (Laut Fox-Biografie ist Velicovich „geschäftsführender Partner bei Expert Drones/Dronepire Inc.“)
Am selben Tag erklärte Fox & Friends-Moderator Laurence Jones – völlig ironiefrei –: „Sollten wir je in einen Konflikt mit dem Iran geraten, wäre er in zwei Tagen vorbei.“ Der Sender zeigte computergenerierte Simulationen, wie bunkerbrechende Bomben des Typs BLU-109 eingesetzt werden könnten, um iranische Infrastruktur zu zerstören.
So sieht die Propaganda aus, die dem äußerst beeinflussbaren Präsidenten der Vereinigten Staaten täglich serviert wird.
„Ich entscheide noch“ – Trumps Kriegslust bleibt unkalkulierbar
Am Donnerstag, bei einer Zeremonie zur Enthüllung zweier großer Fahnenmasten im Weißen Haus, erklärte Trump gegenüber seiner Anhängerschaft: „Wir suchen keinen langfristigen Krieg.“
Auf die Frage, ob er sich bereits entschieden habe, sich Israels Offensive gegen den Iran anzuschließen, sagte Trump: „Vielleicht mache ich es. Vielleicht auch nicht. Niemand weiß, was ich tun werde.“ Auch wenn Trump weiterhin als unkalkulierbar gilt – diejenigen, die auf einen neuen, unnötigen Krieg drängen, wissen genau, woher er seine Meinung bezieht.