Geliebte Schweine!

Veteran G. Love, jetzt ohne Special Sauce, kann nicht mit den Plattenfirmen - aber auch nicht ohne sie

Wir sind eigentlich rübergekommen, um die große Presserunde zu machen“, nuschelt G. Love am Morgen nach dem Gig in Hamburg. „Aber bei meiner Plattenfirma haben sie den Ball eher flachgehalten.“ Das ist nicht witzig, G. Love lacht trotzdem. Erst später – der erste Vitamin-C-Drops ist gelutscht, die Droge seiner Wahl auf Tour – redet er sich doch noch in Rage.

„Das ist frustrierend. Du hast eine ausverkaufte Tour, und die Firma weiß nicht mal, daß ich ihr Künstler bin! Was ist das? Typischer Musikindustrie-Mist! Und dafür gondle ich den ganzen Tag mit dem Zug durch die Gegend. Na, wenigstens haben so ein paar Leute mitbekommen, daß wir eine neue Platte haben.“ Ein paar? Nur für das Hamburger Konzert gab es noch ein paar Karten, sonst machten die Clubs ihre Abendkasse gar nicht mehr auf. Obwohl die besagte Plattenfirma auch nicht bemerkt hatte, daß G. Love keine Band namens Special Sauce mehr hat, sondern solo unterwegs ist.

Die neue Platte heißt „The Hustle“ und macht da weiter… nein, eigentlich geht sie noch mal zurück auf Start. Auch musikalisch, nach Sampling- und anderen Ausflügen. Rumpel-Groove, Blues und sein süßes Baby HipHop. „Ich hab gedacht: Einen neuen Deal kriegst du mit links, mit deiner Fan-Basis! Aber so lief das nicht mehr. Ich wurde nervös und dachte: Du hast jetzt fast zehn Jahre gehabt, vielleicht soll es das sein für dich? Aber wir blieben einfach konstant auf Tour – und haben in dem Jahr nach der Kündigung 2001 mehr Geld gemacht als je zuvor.“

Doch ganz merkwürdig: Noch immer, all dem Mist in all den Major-Jahren zum Trotz, betrachtet der Mann einen Vertrag mit einer großen Firma als Adelsschlag, heute mehr als je zuvor. „Es bleibt eine Option für den Rest meines Lebens, einfach meinen Kram bei meinen Shows zu verkaufen. Aber weißt du was? Ich weiß nicht, wie lange die Tür noch offen ist für mich bei den Firmen. Also nehme ich, was ich kriegen kann, solange ich’s kriegen kann.“

Der Platz in der Geschichte ist G. Love ja ohnehin schon sicher, mit seinem ’94er-Debüt. „Das war ein Sound, den es bis dahin so noch nicht gegeben hatte. Es war kein Riesenerfolg, immerhin Gold in den USA, aber es hat den Status eines Klassikers. Du warst ja gestern in der Show: Die Leute wollen immer noch den alten Kram daraus hören.“

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