Gesamtkunstwerk

Zwei Monate nach seinem Tod präsentiert das Museum Of Contemporary Art in Los Angeles das Werk des Rebellen Dennis Hopper.

Was war in diesen Drinks? Mild war es nicht, was beim „Private Pre-Opening“ der Dennis-Hopper-Ausstellung „Double Standards“ im Museum Of Contemporary Art (MOCA) in Los Angeles gereicht wurde: „Wodka-Martini“, und zwar mit doppelt so viel Wodka wie üblich in L.A. Gegen sechs Uhr nachmittags (Partys gehen hier ohnehin nur bis zehn) zeigte der Drink volle Wirkung: Um 18.20 Uhr tanzten zehn Kids in Künstleruniformen vor dem DJ – einem Sohn des Künstler Ed Rusha und Hopper-Freund -, als befänden sie sich bereits tagelang auf einem Acid-Trip: unkontrolliert, verspult und wild. Genauso sollte eine Ehrung des großen Dennis Hopper, der wilden Partys ja Zeit seines Lebens nicht abgeneigt war, im Prinzip losgehen.

Jeffrey Deitch, neuer Chef des MOCA, hat dem Ende Mai verstorbenen Schauspieler, Sammler und Künstler eine ganze Show gewidmet, kuratiert vom alten Hopper-Amigo Julian Schnabel. Schnabel trug den ganzen Tag sein berühmtes Pyjama-Oberteil. Seinen Sohn Vito – Nachwuchsgalerist und vor allem Nachwuchs-Playboy – hatte er mitgebracht, wohl damit auch ein paar junge Hollywood-Girls vorbeischauten. Vito hatte sich sogar eine frühe Hopper-Pose abgeschaut: knappes T-Shirt, Hände in den Hosentaschen.

Hopper war aber ja kein Poseur, sondern ein Gesamtkunstwerk, ein Rebell aller Klassen, Genres und Kunstformen. Er malte, zeichnete, fotografierte, erdachte Skulpturen, lichtete Weggefährten und spätere Helden des Hollywood-Widerstands ab. Vor allem die Sechziger hindurch war er hauptsächlich Fotograf. Natürlich auch aus der Not heraus, denn Aufträge gab es in Hollywood kaum, weil er als „schwierig“ galt. Also ging er nach New York und studierte bei Strasberg – die Kamera immer an seiner Seite. Seine Malerei, von abstraktem Expressionismus bis Fotorealismus, sah Hopper als Ergänzung zu den Fotomotiven. Sein größtes Verdienst für die zeitgenössische Kunst war aber sicher seine Sammlung früher Pop-Art. In den Sechzigern war ein „Campbell Soup Print“ von Andy Warhol noch für 75 Euro zu haben.

Kurz vor Sonnenuntergang in Downtown L.A. lief im MOCA genau die Hollywood-Generation ein, die Hopper seit „Easy Rider“ verehrt. Seine soul mates waren leicht zu erkennen: Niemand von ihnen hatte sich ernsthaft erkennbaren Schönheitsoperationen unterzogen oder auch nur ein Grämmchen Botox gespritzt. Ein knautschgesichtiger Harry Dean Stanton („Paris, Texas“) schlurfte in einem nicht ganz so vorteilhaften Parka Richtung Bar.

Rosanna Arquette kam in Louboutin-High-Heels und einem engen, schwarzen Kleid aus den 80er-Jahren. Ihre Aura war noch genau dieselbe wie damals, als sie neben Madonna in „Susan, verzweifelt gesucht“durch die New Yorker Clubs zog. Die größte Aufmerksamkeit erhielt allerdings Diane Keaton. Sie kam fast als Letzte und rauschte im Look einer harten New Yorker Galeristin mit großer schwarzer Lesebrille und tailliertem Lederjackett wie eine Wespenkönigin ins Museum. Der Auftritt hätte sicher auch Dennis Hopper gefallen.

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