Get Well Soon – Berlin, Heimathafen Neukölln

So mancher Rezensent lachte noch, da stand Konstantin Gropper bereits mit seiner Band Get Well Soon auf der Bühne des Heimathafen Neukölln. Ein Prachtsaal übrigens, den im hässlichen Herzens des Problembezirks – einige Meter weiter das größte Sozialamt Europas – wohl kaum einer vermutet hätte. Darüber berichtet der „Spiegel“ nicht!

Mannshohe Kronleuchter, barocker Stuck – man fragt sich, warum es in Deutschland nicht häufiger gelingt, Räumlichkeiten dieser Art für den Pop-Betrieb zu nutzen, wie das etwa in London geschieht. Könnte an der in den Köpfen der sogenannten Hochkultur immer noch präsenten Trennung zwischen U- und E-Musik liegen. Für Get Well Soons auf dem neuen Album „Vexations“ noch ambitioniertere Klanglandschaften jedenfalls ist es der perfekte Rahmen. Eben jene werden heute erstmals aufgeführt. Das Problem: Nur durch ein paar Kronleuchter wird der Junge nicht zum Nick Cave. Gropper betritt schüchtern die Bühne, den Blick gesenkt. Beinahe wirkt es, als finde er nur an seiner Gitarre Halt. Die Band verzichtet auf den Prolog „Nausea“ und beginnt eindrucksvoll mit „Seneca’s Silence“. Darauf folgt mit „People Magazine Front Cover“ der bislang beste Song dieser Karriere. Danach werden die Längen und dramaturgischen Löcher der Platte jedoch drastisch spürbar.

Trotzdem sollte man Gropper jetzt nicht demonstrativ niederschreiben, wie es ja oft nach hochgelobtem Debüt und schwächerem Nachfolger geschieht. Denn natürlich reift hier großes Talent. Als Arrangeur und Meister von Stimmungen ist Gropper herausragend. Als Bühnenkünstler fehlt es ihm indes an Reife.

Auch heute wieder: Schulaula-Konnotationen, verhuschte Ansagen. Als die Band nach üblicher Konzertdauer die Bühne verlässt, kommt es einem vor, als hätte man Jahre seines Lebens gelassen.

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