Gil Ofarim droht nun möglicherweise Strafverfahren

Im Fall Gil Ofarim steht nun Aussage gegen Aussage. Im schlimmsten Fall droht ihm jetzt sogar ein Strafverfahren wegen Vortäuschung einer Straftat.

Sänger und Entertainer Gil Ofarim erregte großes mediales Interesse, als er Mitarbeitern des Leipziger Hotels „Westin“ vorwarf, ihn antisemitisch beleidigt zu haben. Ein Instagram-Video ging viral, Ofarim erstatte Anzeige.

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Was genau am Abend des 4. Oktobers 2021 zwischen Ofarim und dem Hotel-Mitarbeiter vorgefallen war, ist nicht hinreichend erwiesen. In einem Instagram-Interview sagte der Sänger jedoch, dass er beim Check-in wegen seines Davidsterns abgewiesen worden sei. Diese offenbar antisemitische Beleidigung erzürnte die Netzgemeinde auf Instagram, nachdem Ofarim ein Statement in Videoform über den mutmaßlichen Vorfall aufgenommen und hochgeladen hatte. Im Video erläutert der sichtlich aufgebrachte Ofarim die Situation, direkt draußen vor dem Hoteleingang. Er trägt einen Davidstern um den Hals, einen Talisman, den der Sänger laut eigenen Angaben seit Jahren mit sich führt und gerne offen trägt.

Instagram-Post Ofarims erreicht über 3,5 Millionen Menschen

Das Video wurde mittlerweile über 3,5 Millionen Mal abgerufen. Die Empörung kannte keine Grenzen, Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dullig sagte aus, dass ihn der Vorfall „wütend“ mache. Es kam zu großen Solidaritätsbekundungen, Demos vor dem Hotel und zu Aktionen gegen Antisemitismus im Allgemeinen.

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Nach dem Shitstorm über das Leipziger Hotel tauchte jedoch ein Video einer Überwachungskamera auf, das zeigen soll, dass Ofarim an besagtem Abend gar keinen Davidstern trug, der Hotelmitarbeiter ihn also nicht deswegen hätte abweisen können. Polizei und Staatsanwaltschaft sind an dem Fall dran. Der Mitarbeiter des Hotels erstattete Anzeige – wegen Verleumdung.

„Ernst zu nehmende Zweifel“ an Ofarims Darstellung

Ein Sprecher der Leipziger Staatsanwaltschaft sagte: „Es sind mehrere Videos von den Überwachungskameras sichergestellt worden.“ Laut „Bild“ hat die Leipziger Polizei jedoch „ernst zu nehmende Zweifel“ an dem von Ofarim dargestellten Tathergang. Ein Gutachten einer Rechtsanwaltskanzlei ergab, dass es keine Anzeichen gebe, wonach das Video auf der Überwachungskamera manipuliert worden sein könnte.

Gil Ofarim beteuerte mehrfach, dass er den Davidstern getragen habe. „Ich habe nicht gelogen“, so der Influencer. „Der Satz, der fiel, kam von hinten. Das heißt, jemand hat mich erkannt. Es geht hier nicht um die Kette. Es geht eigentlich um was viel Größeres. Da ich oft mit dem Davidstern im Fernsehen zu sehen bin, wurde ich aufgrund dessen beleidigt.“

Ob Ofarim nun abgewiesen wurde, wie von ihm behauptet, oder, wie vom Hotel angegeben, weil es in der Schlange beim Check-in einen Streit gab, bleibt also zunächst weiter unklar. Ein Zeuge, der an dem Abend zugegen war, sagte über Ofarim aus: „Er redete, gestikulierte, wollte offensichtlich aufs Zimmer.“ An eine Aussage über den Davidstern konnte sich der Zeuge nicht erinnern. Ein 118-seitiger Abschlussbericht einer Rechtsanwaltskanzlei widerspricht der Schilderung Ofarims. In Auftrag gegeben hat ihn das Leipziger Hotel. Keiner der Befragten wollte darin Ofarims Schilderung bestätigen. Stattdessen sagte ein Gast sogar aus, dass Ofarim aufgrund der vermeintlichen Bevorzugung anderer Gäste mit einem Video gedroht habe, das „viral gehen“ werde.

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