Gil Ofarim: Welche Folgen die Flunkerei mit dem Davidstern noch haben kann

Das Gerichtsverfahren ist beendet. Nun wird der Schaden taxiert. Muss der Sänger für den Image-Schaden des Hotels aufkommen?

Es melden sich vorlaute TV-Pharisäer wie Oliver Pocher und allerlei Medienmenschen, die mal schrillstens empört sind, mal mäßigend die Ereignisse im Leipziger „Westin“-Hotel Revue passieren lassen.

Nach Einstellung des Verfahrens in Leipzig kocht der Meinungs-Kessel, in dem Gil Ofarim geschmort wird. Es darf konstatiert werden, dass die eitle Vordrängel-Aktion des 41-jährigen Sängers vom 5. Oktober 2021 in Kombination mit dem erfundenen Antisemitismus auch Tage später weiterhin ein „Aufreger“ alleroberster Kajüte ist.

Jetzt geht es daran, die entstandene Schadenssumme durch die Aktion aufzurechnen. Das Landgericht in Leipzig hat bekanntlich 10.000 Euro aufgerufen und damit den Verleumdungsprozess gegen Ofarim eingestellt. Etwa 20.000 Euro „Schmerzensgeld“ gehen an den des Antisemitismus bezichtigten Hotelmanager Markus W. In der „Bild“-Zeitung ist weiterhin von Anwalts- sowie Verfahrenskosten von üppigen 130.000 Euro die Rede.

Nun schwebt ein weiteres Zahlenwerk durch die Nachberichterstattung:

Wie hoch lässt sich der Schaden beziffern, den das Hotel „The Westin“ in Folge von Schadensbegrenzung und Stornierungen erlitten hat?

Schließlich setzte es nach dem millionenfach geklickten Bekenntnis-Insta-Video zahlreiche Stornierungen für das Hotel, die noch nicht genau beziffert sind.

Die „Bild“-Zeitung und die örtliche Lokalpresse sprechen gar von Millionenschäden, schließlich gehört das „Westin“ zu einer gehobenen internationalen Kette, der es an Ruf und Reputation gelegen ist. Im Hotel-Business der 2020er geht es nicht zuletzt auch um Bewertungen von Seiten der verehrten Kunden.

In den Berichten heißt es, dass auch räumlich benachbarte (und völlig unbeteiligte) Hotel „Best Western“ seinerzeit mit überambitionierten Schmäh-Anrufen zu tun hatte. Besonders verunsicherte internationale Leipzig-Gäste hätten sich andere Unterkünfte in der Messestadt gesucht.

Gil Ofarim

Zum Hintergrund: Noch am Abend nach dem angeblichen Davidstern-Skandal demonstrierten rund 400 Menschen vor dem „Westin“-Foyer. Das örtliche Management beschloss sich der Demo gegen Antisemitismus anzuschließen. Eine Megastress-Situation für das Management.

Der beschuldigte Rezeptionist Markus W., 35, muss gar für 10 Tage „untertauchen“. Eine Hotelmitarbeiterin berichtet von den Tagen danach: „Das Telefon klingelte bei uns so oft, dass wir manchmal einfach nur wieder aufgelegt haben.“

Bislang hat das Management sich auch auf Nachfrage nicht dazu geäußert, ob man in einer zivilrechtlichen Klage etwaigen Schadenersatz von Gil Ofarim anstrebt. Eine nicht einfache Abwägung.

Ein weiterer Prozess würde die Davidstern-Causa weiterhin am Kochen halten. Dabei ist im Hotel-Gewerbe doch gerade Diskretion, dezente Ruhe und Containance gefragt.

Hendrik Schmidt picture alliance/dpa
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