Green Day – Hamburg, Sporthalle

Hamburg, Sporthalle Punk oder nicht Punk? Das war vor dem Konzert die Frage. Während die Schlauen befanden, die drei Amis sind schon allein deshalb keine Punkband, weil sie ihre Instrumente beherrschen, definierten andere, Green Day sei Punk, aber einer, der Spaß macht. Als wenn darin jemals ein Gegensatz bestanden hätte. Den 7000 Teenagern war ihr Agieren im definitionsfreien Raum jedoch offensichtlich egal. Voll Leidenschaft wedelten sie beim Konzert in der ausverkauften Arena mit den Armen – und: Es war ein schöner Anblick. In einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis gab’s gegen 27 Mark saubere 60 Minuten schmissige Rockmusik für den weißen Mittelstand, dem Heavy-Metal zu prollig ist Knapp und bündig zogen Green Day ihr Konzert durch, wohl auch, um das Konzentrationsvermögen des größtenteils minderjährigen Publikums nicht zu strapazieren. Dankbar zeigten die Fans dafür einige entwaffnende Versuche wild zu sein, ohne daß Papa hinterher schimpft Entsprechend saßen die Eltern vor der Sporthalle entspannt in ihren Autos und rauchten in Ruhe einige Zigaretten. Drinnen tobte derweil der geordnete Aufstand: Punk als Pop, oder auch umgekehrt In ihren besten Konzertminuten gaben sich Green Day wie der Rough-Mix von Take That Kompakt, aber dennoch nicht bombastisch nährte die Band mit ihrem Auftritt allerdings den Verdacht, daß Musik nichts als Musik bedeutet und Punk als Marketing-Begriff effektiver ist denn als Etikett politischen Bewußtseins. Entsprechend verließen einstige Punk-Ideologen die Sporthalle mit der drögen Erkenntnis, daß unter Umständen nicht Green Day als Punk-Epigonen im Irrtum sind, sondern all womöglich diejenigen, die hinter Jugendkultur revolutionäres Potential vermuten.

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