Großbritannien: Vinyl-Absatz wird 2022 CD-Erlös überholen

Laut einem Schallplatten-Hersteller habe man während der Pandemie ein exponentielles Wachstum verzeichnet: „Posten, die letztes Jahr 2.000 Stück bestellt hatten, bestellten dieses Jahr 8.000 Stück.“

Im Vereinigten Königreich ist Vinyl auf dem besten Weg, das dominierende physische Musikformat zu werden: Voraussichtlich schon in diesem Jahr wird durch Schallplatten mehr Geld umgesetzt werden, als durch CDs. Das geht aus Zahlen der „Entertainment Retailers‘ Association“ (ERA) hervor, die wiederum auf Bilanzen der „British Phonographic Industry“ (BPI) basieren.

Der Trend ist glasklar

Wie das britische Branchenblatt „Music Week“ berichtet, landete die Compact Disc in Sachen Erlös im vergangenen Jahr zwar noch vor der Schallplatte. Sollten sich der Wachstumstrend von Vinyl auf der einen und die Einbußen der CD-Verkäufe auf der anderen Seite jedoch fortsetzen, wird die Musik auf Wachs bis zum Ende dieses Jahres reüssieren: Vinyl-Alben brachten 2021 135,6 Millionen Pfund ein (ein Plus von 23,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), verglichen mit 150,1 Millionen Pfund bei den CD-Verkäufen (ein Minus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Was die absoluten Verkaufszahlen betrifft, liegt die CD mit 14,4 Millionen verkauften Exemplaren zwar noch deutlich vor Vinyl mit 5,3 Millionen vertriebenen Scheiben. Allerdings ist auch hier ein klarer Trend ersichtlich: Während die CD einen Rückgang von 10,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet, legte die Schallplatte um genau denselben Prozentsatz zu.

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Vinyl ist in der Masse angekommen – auch „jenseits der Musikfanatiker“

Auch Charles Wood von „Sony Music UK“ prognostizierte gegenüber „Music Week“, dass Vinyl unter Anbetracht des deutlich höheren Preises in den kommenden zwölf Monaten der größte physische Umsatzbringer für Labels sein wird. „Durch den Anstieg des Interesses an Vinylverkäufen während der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass Vinyl von einem breiteren Publikum gekauft wird, jenseits der Musikfanatiker und Nischenformat-Besessenen, die das ‚Vinyl-Revival‘ angetrieben haben“, erklärte Wood die Platten-Renaissance.

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Exponentielle Nachfrage führt zu Liefer-Engpässen

Chris Marksberry, Geschäftsführer des Vinyl-Herstellers „Sound Performance“, sagte dem „New Musical Express“, dass der Hunger nach dem Schwarzen Gold ein großer, wenn auch willkommener Stolperstein sei. „Vinyl wuchs als Format generell, Jahr für Jahr“, erklärte er. Das Wachstum sei aber überschaubar gewesen – und wenngleich die Vorlaufszeiten länger als bei CDs gewesen seien, konnten die Fabriken die Nachfrage bewältigen.

„Als dann die Pandemie ausbrach, konnten die Leute nicht mehr zu Konzerten gehen oder ihr Geld für andere Dinge ausgeben. Also begannen sie, Vinyl online zu kaufen“, so Marksberry, und weiter: „Es war im Februar dieses Jahres, als wir plötzlich eine exponentielle Nachfrage nach Vinyl-Bestellungen verzeichneten. Innerhalb von vier bis sechs Wochen stieg sie von 10 auf 100 Prozent, und sie vervielfachte sich weiter. Posten, die letztes Jahr 2.000 Stück bestellt hatten, bestellten dieses Jahr 8.000 Stück. Dann begannen die Vorlaufzeiten in den Fabriken zu steigen – von vier Wochen auf sechs Wochen, acht Wochen und 16 Wochen. Die Nachfrage ist in kürzester Zeit regelrecht explodiert.“

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