Hurricane Festival 2014: Arcade Fire verlieren gegen Casper
So war's am ersten Tag des Hurricane-Festivals - alle Highlights, alle Bilder vom Freitag
Es hat schon ein klein wenig etwas von Survival-Camp beim Hurricane – so richtig weiß man nie, was sich die Natur für das Festival am Eichenring in Scheeßel in die Ärmel gepackt hat. Während wir uns im letzten Jahr gegen den tatsächlichen Hurricane stellten und uns an den Pavillons festklammern mussten, hat 2014 der Staub die Lungen der 70.000 Besucher fest im Griff. Der große Regen blieb bisher, zum Glück, aus, der Tanzbereich von Helga gleicht deshalb jedoch einem Wüstensturm, der durch den Wind auf Scheeßels Acker in jede Pore dringt.
Abseits der üblichen Festival-Wehwehchen startete das Hurricane 2014 gemächlich und mit eigenem Zoo. Krokodile, Zebras, Schweine, Giraffen, Affen, Giraffenaffen sowie Piraten mit Papageien haben sich versammelt, um den ersten Acts (I Heart Sharks, Johnny Flynn & The Sussex Wit, Feine Sahne Fischfilet etc.) mit Brunftgeräuschen und –gebärden zu begrüßen.
Gegen späten Nachmittag füllt sich das Gelände schließlich rapide für die „The“-Bands des Abends: The Sounds, The Subways und The Kooks, zeigen nichts wirklich Neues, enttäuschen die inzwischen auf Tanzlevel warmgetrunkene Meute jedoch auch nicht. Chvrches hingegen, die sich gegen 19 Uhr auf die White Stage stellten, quäkten sich durch leidige 60 Minuten – ein Fest für die Ohren klingt anders.
Highlights dann wieder von Nordlicht Thees Uhlmann & Band, der sich ergriffen vom „Hurricane-Gefangenenchor“ zeigt, ährend sie Songs wie „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ oder den alten Tomte-Hit „Schreit den Namen meiner Mutter“ spielen. Noch besser wird es dann direkt im Anschluss: Teenie-Traum Casper klaut den eigentlichen Stargästen des Abends das Publikum, so dass Arcade Fire ihre Bobbleheads vor einer überschaubaren Menge auspacken und die Show auf der Green Stage schon fast intim wirkt. Fast zeitgleich dagegen auf der Blue Stage feiert der Landstreicher-Rapper den Riesen-Abriss. Feuerwerk-Geballer und „Hey, ich hab gehört, ihr da hinten könnt nicht hoch springen“ lassen die Massen ausflippen – bis auf links hinten, denn da ist der Sound wohl unbeabsichtigerweise auf Mutti-Lautstärke runtergeschraubt.
Macklemore & Ryan Lewis machen im Anschluss den Sack zu – mit 15 Minuten Verspätung und am Ende zehn Minuten zu früh, dafür aber mit zweimaligem „Can’t Hold Us“ (schließlich hatte der Rapper aus Seattle ja gestern Geburtstag) feiert sich das völlig verstaubte Publikum in Ekstase und lässt sich letztlich ins Discozelt oder auf die wohlverdiente Isomatte treiben.