„Ich will nur deine Boxen.“

Schon als Kind ließ sich Katja Riemann von Roger Waters‘ Kritik an der Konsumgesellschaft gefangen nehmen.

Ich bin mit Schallplatten groß geworden. Da hatten die Cover noch die richtige Größe, um daraus kleine Kunstwerke zu machen. Es gibt ja nicht nur (gähnt) Andy Warhols Cover für Velvet Underground, sondern etwa auch sehr schöne Jazzalben mit Bildern von William Claxton. Ein Cover, zu dem ich einen ganz persönlichen Bezug habe, ist das von Pink Floyds „Wish You Were Here“. Ich war sehr, sehr jung – ein Kind eigentlich, als ich die Platte vom damaligen Freund meiner Schwester geschenkt bekam. Ich weiß nicht, wie oft ich die gehört habe. Ein Meisterwerk natürlich. Das Cover habe ich ehrlich gesagt nie verstanden. Gerade deshalb habe ich immer draufgestarrt und mich natürlich sehr gewundert, warum der Mann brennt und wie man das gemacht hat.

Ich habe mir „Wish You Were Here“ nie auf CD gekauft. Genauso wenig wie die Alben von Sting oder Michael Jackson oder den Beatles. Die habe ich alle auf Platte – und das nervt. (mimt das Abwischen und Auflegen einer LP und setzt den Tonarm auf.) Krrrrsch. (lacht) Heute hören beispielsweise viele Türken in Berlin Musik mit ihren Handys. Nicht mit dem iPod, sondern mit so ’nem Kack-Handy (ahmt den billigen Sound eines Handylautsprechers nach). Oder kommt direkt aus dem Computer rausgetrötet, und kein Mensch macht sich mehr die Mühe, da ordentliche Speaker anzuschließen – including me. Ich meine, wir haben uns früher unser ganzes Geld vom Munde abgespart, um anständige Boxen und anständige Verstärker zu kaufen! Mein Bruder hat mal gesagt: „Wenn du stirbst – ich will nur deine Boxen.“

Aufgezeichnet von Maik brüggemeyer

Katja Riemann ist zurzeit gleich in fünf Rollen an der Seite von Olli Dittrich im Kinofilm „Die Relativitätstheorie der Liebe“ zu sehen.

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