Ihren Frieden und die Heimat gefunden: die Songschreiberin NANCI GRIFTITH

Vielleicht liegt es an den Hunden, die neuerdings zu Hause auf sie warten und sie Dinge sagen lassen wie diesen: Jeder Morgen sei doch „wieder ein neues Wunder“. Griffith, die über Jahre als Solitär aus dem Koffer lebte, scheint ihren Frieden gefunden zu haben in Franklin/Tennessee, 30 Meilen vor den Toren der „Music Row“ in Nashville. Ihren Zweitwohnsitz in Dublin hat sie aufgegeben. Denn sie „werden leicht depressiv, wenn man sie zulange allein läßt“.

Die 43jährige Songwriterin aus Texas meint die Hunde. Ihre eigenen Depressionen scheint Griffith im Griff zu haben. Auch auf dem neuen Album „Blue Roses From The Moons“ führt sie durch gescheiterte Beziehungen und getrennte Wege. Doch der spöttisch-scharfe Twang, mit dem sie hier auf Nick Lowes „Battlefield“ zieht, ist weit entfernt von der autobiographischen Selbstzerfleischung des letzten Albums „Flyer“ (1994). Auch gibt es hier flotten Rock’n’Roll mit ihrem „Kindheits-Idol“ Sonny Curtis und den Original-Cricketts sowie gleichmütig swingenden Honky Tonk in dem Song „Maybe Tomorrow“. Ja, selbst „Saint Teresa Of Avila“, das Requiem für eine suizidale Schulfreundin, soll „nicht nur Trauer ausdrücken, sondern auch das feiern, was sie in ihrem Leben gewesen ist“.

Vor zehn Jahren scheiterte Griffith als bereits etablierte Folk-Rock-Künstlerin in Nashville – wie Steve Earle oder Lyle Lovett auch. Andere (etwa Willie Nelson oder Emmylou Harris) sangen ihre Songs in die Country-Charts bzw. verdanken ihnen – wie Kathy Mattea und Suzy Boguss – den ersten Karriereschub.

Sollte Griffith je Bitterkeit verspürt haben über die Ignoranz ihrer eigenen Stimme gegenüber, so ist heute davon nichts mehr zu spüren. „Ich höre ja selbst auch nie Country Radio“, sagt sie. „Also wäre es arrogant von mir zu glauben, ich müßte da einen Platz haben.“ Dafür reüssierte sie in England und Irland mit dem Nr.1-Hit „From A Distance“. Und half mit, in Nashville „die Tür ein bißchen weiter aufzustoßen“ für die nächste Generation: Mary Chapin Carpenter, Gillian Welch und Iris DeMent Ihren bis dahin größten Erfolg feierte Nanci Griffith 1993 ausgerechnet mit der glanzvollen und Grammy-prämierten Songwriter-HommageCD „Other Voices, Other Rooms“. „Ich wollte schon sagen: Hier, das ist immer noch gute Musik, die auch kommerziell erfolgreich sein kann!“ Jede Generation habe ihr eigenes Folk-Revival und finde irgendwann „zurück zur akustischen Musik“. 19 Songs für eine zweite Folge sind bereits im Kasten – mit Rodney Crowell, Guy Clark, Jerry Jeff Walker, Richard Thompson, Clive Gregson, Peter Holsapple.

Ebenfalls im Frühjahr 1998 soll dann ihr Roman-Debüt erscheinen. Die texanische Generationen-Geschichte im Geiste Larry McMurtrys („Die letzte Vorstellung“) schmorte fast zehn Jahre fertig in der Schublade, bevor sie kürzlich endlich einen Verlag fand. „Es ist wie mit Plattenfirmen: Man muß zum richtigen Zeitpunkt beim richtigen Lektor landen. Das Manuskript wurde meist auch nicht rundweg abgelehnt. Aber sie bestanden auf Änderungen, die ich nicht akzeptierte.“ Eine Veränderung in eigener Sache dürfte bald anstehen. In diesem Jahr tourt sie mit ihrem Blue Moon Orchestra und den Crickets noch einmal durch die Lande. Doch ihren Lebensabend sieht sie in der Erfüllung des „Kindheitstraums“ – nur Songs für andere schreiben.

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