Immer am Scheideweg

Brüderlicher Zwist ist für die BLACK CROWES längst Vergangenheit. Jetzt ärgern sich die Amerikaner nur noch über das restriktive Musikgeschäft

M?ji hat ein bisschen den Kontakt verloren. Die Black Crowes betreiben jetzt schon seit elf Jahren ihren Vintage-Gub, wühlen in Rock-R&B-Nostalgie und gniedeln enthusiastisch alte Weisen. Seit „Remedy“ scheint das eher beliebig und nicht wie eine heute noch relevante Angelegenheit.

Indes, Sänger Chris Robinson interessiert der öffentliche Blick gar nicht. „Wir werden ständig gefragt, ob wir denn nicht wissen, was musikalisch abgeht und warum wir uns nicht anpassen“, sagt er, „aber wisst ihr denn nicht, dass es neben Modemusik auch Individuen gibt, die sich schlicht so ausdrücken wollen, wie es ihnen richtig erscheint?“ Robinson erzählt echauffiert vom Stress mit dem Business, dem ständigen Kämpfen um Freiräume. „Bei den Black Crowes geht es immer um Drama, um Spannung, um Alles oder Nichts. Wir stehen mit jeder Platte am Scheideweg.“ Sagt Chris, der Pfau, der Exhibitionist, der Expressive, und man erinnert sich an die öffentlich ausgetragenen Zwistigkeiten mit Bruder Rieh. „Viele dieser Kämpfe haben aufgehört, nachdem wir uns selbst besser kennengelernt haben“, erklärt Robinson versöhnt. Man kann einiges hören von solcher Seelensuche auf „Lions“, dem neuen Album der Krähen: Neben dem alten rhythmischen Zicken und Krächzen, versuchen die Brüder samt Gesellen große Gefühle, bald kontemplative Melancholie und entkommen innerhalb der freilich unumstößlichen Parameter der ständig dräuenden Retro-Falle. „Es ist die Liebe“, grinst Robinson, „die ändert alles.“

Dass der immer Barfüßige froh liiert ist, konnte man kürzlich im Fernsehen sehen: Bei den Oscars saß er zwischen Gattin Kate Hudson und deren Stiefvater Kurt Russell, sichtbar amüsiert über die Versuche von Schwiegermama Goldie Hawn, dem Teleprompter zu folgen. „Ich hätte an solchen Orten ohne meine Frau nichts verloren“, findet Robinson nicht zu Unrecht, „aber ich gehe halt mit ihr hin und bewundere die unfassbare Eleganz und Schönheit, mit der sie ihren Beruf und das Drumherum meistert.“ Davon kann man ja womöglich lernen.

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