In eigener Sache: Keilerkopf erläutern, warum Sprachbilder heute neu beurteilt werden müssen

Was ist eigentlich das Thema dieses Schauspiels, dem sich immer mehr Medien widmen und bei dem man sich besser gleich auf die richtige Seite stellt, um nicht unnötig zu provozieren, und – wer schreibt das Drehbuch? Letzteres kann man ganz klar beantworten, wenn man dem allgemeinen Trend folgt und die Gesellschaft als Initiator für das scheinbare Debakel heranzieht. Erstere Frage ist nicht leicht zu klären, denn hier geht es mitnichten nur um politische Farbigkeit, sondern um den Versuch, neue Bands in die vielseits genannten Schubladen zu zwängen, die gar nicht für sie gemacht wurden, und die jeder ernstzunehmende Musiker ebenso heftig ablehnt, wie sie Musikkritiker (und auch Plattenfirmen) benutzen.

Der zynische Versuch von Oliver Hüttmann, mit dem Artikel „Schwarze Ecken, braune Recken“ Keilerkopf ins „rechte“ Licht zu rücken und gleichsam das knallige und positive Orange des Albumcovers in ein bedrohliches, verabscheuungswürdiges Braun zu verändern, mußte übers Ziel hinausschießen. Er hält die Symbolik des Covers für „mittelalterlich-martialischen Chic“. Was jedoch ist an einem stilisierten Eberkopf, der für Jägerverbände wegen der Schlappohren auch als Karikatur oder Hund gelten könnte, verwerflich? Darauf haben wir keine Antwort, denn wir verstehen nicht einmal den Ansatz der Frage.

Worauf also begründet sich der Ansatz, Keilerkopf könnten unter Umständen eine Klientel ansprechen, die im allgemein durch Dumpfsinn, Kurzhaarschnitt und verwerfliche politische Ansichten geprägt ist? An der zitierten Zeile „es wird vertrimmt und zurückgeschlagen“ im Song „Godzilla“ ist beim besten Willen kein Ansatz zur gewaltbereiten und systemumstoßenden rechten Szene erkennbar. Auch die vom Autor so schön bezeichnete „affirmative Gewaltverherrlichung“ überzeichnet etwas zu heftig die Sprache dieser jungen Generation. Das Video zum Song „Niemand“, der eindeutig Mitläufer und Menschen ohne Rückgrat thematisiert und diese als Negativum hinstellt, passierte übrigens schadlos die gefürchtete Moralinstanz des Musiksenders MTV.

Selbstverständlich spiegelt sich in den Texten und der Musik von Keilerkopf auch Provokation wider, aber heute ist im Rock’n Roll mit Zitaten von Che-Guevara-Sprachführern und der Hippie-Bewegung kein Hund mehr hinterm Ofen hervorzuholen. Insofern sind gerade diese Provokationen, die mit dem Denken der 90er Jahre verbunden sind, neu zu beurteilen und dementsprechend auch in ihrer Sprache dem allgemeinen Trend angepaßt. Aber Keilerkopf distanziert sich eindeutig von Vertretern und Bands der rechten Richtung. Daher sagte die Band kürzlich ein Konzert in Nürnberg ab, als klar wurde, daß eine in einem Wochenmagazin als dem rechten Flügel zugehörig bezeichnete Band auch auftreten sollte.

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