Ist Kirk Hammett von Metallica eigentlich ein guter Gitarrist?
Eine Metal-Legende mit dem Fuß auf dem Wah-Pedal: Was taugt Kirk Hammett als Gitarrist eigentlich?
Nicht nur Metallica-Drummer Lars Ulrich ist seit langem immer wieder Zielscheibe von Spott und Kritik – auch die musikalischen Fähigkeiten seines Bandkollegen Kirk Hammett werden immer wieder heiß diskutiert. Grund genug, mal der Frage nachzugehen: Ist Kirk Hammett eigentlich ein guter Gitarrist?
Widmen wir uns zu Beginn mal der Gegenfrage: Warum soll Kirk Hammett denn KEIN guter, vielleicht sogar ein schlechter Gitarrist sein? Hier sind einige Punkte, die man von Hammett-Hatern immer wieder hört und liest.
Kirk Hammett: Das sagen seine Kritiker
Vorwurf 1: Den Fuß dauernd auf dem Wah-Pedal
Kritiker werfen Hammett gerne die immer wieder selben Sachen vor. Da wäre Punkt eins: So, wie Raser den Fuß am Gaspedal haben, hat Kirk den Fuß am Wah-Pedal. Das wäre nicht problematisch, wenn er den Wah-Effekt nicht andauernd einsetzen würde und damit auch versucht, nur wenig originelle Gitarrenläufe zu kaschieren, hört man manchen Hammett-Skeptiker ätzen. Stimmt schon: Hammett mag das Wah-Pedal gerne und setzt es oft ein. Dass er damit aber mangelnde Ideen kaschiert, ist dann doch etwas weit hergeholt, finden wir.
Vorwurf 2: Wenig inspirierte Soli
Schon klar, Kirk Hammett ist auf einigen der größten Metal-Songs aller Zeiten zu hören und schuf auch einige der bekanntesten Soli des Genres. Immer wieder liest man von Kritikern aber, Hammetts beste Zeiten lägen hinter ihm, seine originellen Einfälle seien lange her, und von dem, was Metallica seit (hier Album XY einsetzen) gemacht haben, blieb in Sachen Kirk nur wenig in Erinnerung.
Vorwurf 3: Die Riffs verloren
Als Metallica 2016 „Hardwired … To Self-Destruct“ herausbrachten, war eines auffällig: Kirk Hammett stand in puncto Songwriting nicht in den Credits. Der Musiker selbst erklärte den Grund dafür, sagte, er habe ein iPhone mit hunderten Riff- und Lickideen einfach verloren. Gemerkt hatte er sich davon offenbar kein einziges. Viele ätzen, dies sei nur eine Ausrede, dass ihm die kreative Puste ausgegangen sei.

Vorwurf 4: Nicht besser geworden
Kirk Hammett ist seit den 1980er-Jahren ein Gitarrensuperstar. Viele meinen, er habe sich seit vielen Jahrzehnten spielerisch gar nicht weiterentwickelt, sei stehengeblieben oder sogar schlechter geworden.
Vorwurf 5: Er verspielt sich live andauernd
Ja, es gibt von Metallica das eine oder andere Live-Video, bei dem sich Kirk verspielt. Bei dem er vergisst, wie „Nothing Else Matters“ nochmal weiterging. Das werten viele als Zeichen, dass Kirk Hammett viel rumschlampt beim Spielen.
Vorwurf 6: Er spielt immer das Gleiche
Auch diesen Vorwurf liest man oft: In den Augen und Ohren vieler wiederholt sich Kirk dauernd mit seinen Soli – und das seit frühen Tagen.
Und nun?
Versuchen wir die Lage mal relativ nüchtern und so objektiv wie möglich zu betrachten. Es gibt im Metal-Bereich zahlreiche Mega-Virtuosen. Die unterteilen sich wiederum in jene, die vor allem technisch brillieren, oder jene, die grandiose Techniker sind, aber auch ein unglaubliches Feeling beim Spielen haben (hier fällt einem beispielsweise Gitarrenkönner Guthrie Govan ein, der seine Gitarrenkünste unter anderem Hans Zimmer leiht, aber auch bei den Aristocrats und überall sonst brilliert). Wie schon bei Lars Ulrich gilt auch bei Hammett: Es gibt bestimmt eine Vielzahl von Spielern, die ihm rein technisch gesehen locker das Wasser reichen können. Gerade seit Social Media sieht man junge Gitarristinnen und Gitarristen, die technisch so perfekte Akrobatikübungen vorführen, bei denen so manche alte Shred-Gottheit nur neidisch zuschauen kann. Kirk Hammett ist kein begnadeter Techniker. Es gibt schnellere Gitarristen, welche, die ausgefuchstere Soli spielen und komponieren, abwechslungsreicher solieren … die Reihe lässt sich fortsetzen.

Kirk Hammett: Einfluss für Generationen, famose Soli
Das heißt aber keineswegs, dass das Kirk Hammetts Leistung als Gitarrist in irgendeiner Art und Weise schmälert. Kirk legte mit Metallica den Grundstein für etliche Generationen an neuen Bands, die auf dem aufgebaut haben, was er und seine Bandkollegen machten – und darüber hinausgewachsen sind.
Kirk Hammett hat viele großartige Soli erschaffen. Man denke nur an die Lead-Gitarrenparts von „One“, „Battery“, „Master of Puppets“, „Fade To Black“ – es gibt viele davon. All diese Songs wären ohne seine Beiträge nicht dasselbe; Hammetts Soli treiben die Songs voran, sorgen für einen Klimax. Es ist Kirk Hammett zu verdanken, dass Abertausende Kids zu Gitarren gegriffen haben.
Hammett selbst ist auch nach Jahrzehnten Rockstar-Dasein begeisterter Gitarrist. „Wenn ich deprimiert bin, greife ich zu meiner Gitarre. In zeiten, in denen ich wirklich gestresst bin oder mit Ängsten zu kämpfen habe, spiele ich oft einfach, bis ich mich beruhigt habe“, erzählte er einmal Metal Hammer. „Wenn ich ein Gefühl in mir habe, das raus muss, dann hilft mir die Gitarre dabei. Sie ist ein kreatives Werkzeug, aber auf der anderen Seite ist sie auch ein rehabilitierendes, emotionales, spirituelles Werkzeug, das ich benutze, um mein Inneres zu nähren“, so Hammett weiter.
Er selbst erzählte einmal außerdem sinngemäß, dass er durchaus technisch versierter sei und mehr Skalen und dergleichen kenne, als man denke – nur gehe es bei Metallica darum, was zum Song passt.
Fazit
Ist Kirk Hammett also ein guter Gitarrist? Diese Frage ist subjektiv, aber hier unser Take: Kirk Hammett ist natürlich ein guter und vor allem wichtiger Gitarrist. Nicht zwingend technisch, aber als Gesamtpaket. Kirk Hammett prägte Rock und Metal maßgeblich mit, Generationen ließen sich von ihm inspirieren und griffen wegen seines Schaffens zu Gitarren und gründeten Bands. Seine Soli, die viele Jahrzehnte alt sind, sind auch heute noch toll anzuhören und mitreißend und werden das wohl auch in vielen Jahrzehnten noch sein. Also nochmal, ja, Kirk Hammett ist definitiv ein guter Gitarrist!