„Jahresrückblick 2003 – Juni: „Crazy In Love“

Mal sehen, ob wir diesem Stück von BEYONCE, das die Anforderungen an den Schöne-Frauen-R’n’B irreparabel nach oben geschraubt hat, auch ohne die Wörter „flashen“, „krass“, „Burner“ und „Arsch“ (wie in: „den Arsch schütteln“) gerecht werden können. Da ist ein Sample, ein aus einem alten Stück der Chi-Lites geschnittener Takt, Bläser, die so blasen, dass einem die Luft, die vorne aus den Trompeten kommt, durch die Jahrzehnte und das Cellophan und die Käbelchen in der Stereoanlage hindurch direkt ins Gesicht geht. Das Sample des Jahres, und Beyonce macht das einzig Richtige, sie antwortet erstmal nur „uh-oh“.

Sie singt dann noch, in ihrer typischen, leicht angepissten Art. Beyonce macht keinen Blues und zeigt kein Mitgefühl, macht Musik für kalte Zeiten, ist allein in „Crazy In Love“ mindestens drei Vorstandsetagen über dem, was man auch bei uns für das Grundgefühl schwarzer Unterhaltungsmusik hält.

Gecastet war sie vom eigenen Vater, der voll Genugtuung sah, wie sein noch immer so junges Mädchen spätestens jetzt, ohne die unnötige Belastung Destiny’s Child, in den Club der Superstars aufgenommen wurde. Musik für die Ewigkeit ist das jedoch nicht. Die 2003er Singles von Beyonce, Justin Timberlake und Christina Aguilera wurden von vielen als Handy-Klingeltöne heruntergeladen, aber: Was, bitteschön, soll da klingeln? Es gibt keine Refrains mehr im Pop für junge Leute, es gibt Beats, es wird geatmet. Man hört halt, wie die Rollen von Komponist und Produzent in den letzten Jahren immer mehr in der Gestalt des Produzenten verschmolzen sind. Britneys „Me Against The Music“ war das abstoßendste Beispiel.

Aber weil wir vor allem für den Moment leben: In Wahrheit flashte „Crazy In Love“ seine Hörer krass. Ein Burner, der alle Ärsche zum Schütteln brachte.

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