James Brown – Live At The Apollo 1962

Die Stimme von Fats Gonder überschlägt sich fast, als der Conferencier den „hardest working man in show business“ ankündigt. Die Band schraubt ihre Fanfarenstöße immer höher, brettert los wie ein Orkan, und dann taucht er schließlich auf: „Mr. Dynamite“, kleiner Mann, großer Auftritt. Er kräht „I feel alright“, das Publikum antwortet entrückt wie in einer Gospelmesse, der Boden ist bereitet, die Saat kann aufgehen: „I’ll Go Crazy“, und man glaubt diesem Energiebündel sofort, dass es ohne weiteres durchdrehen könnte. Aber: Die Dramaturgie sitzt, die Band agiert beängstigend präzise und Brown kontrolliert das Geschehen nach Belieben. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, hier weiß jemand ganz genau, wie man Höhepunkte setzt, das Tempo wieder herausnimmt, erneut an Fahrt aufnimmt, nur um dann zur nächsten Attacke auszuholen. Eine Lehrstunde in Sachen Dynamik und ein Zeitdokument jener Ära, als der Rock’n’Roll müde geworden war, der Beat noch fast ausschließlich auf der Reeperbahn tobte und nur der Soul tiefe Erlösung versprach.

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