Jeannie bezaubert mit Synthi-Vibes: We Have Band im Berliner Berghain

We Have Band spielten am 24. Januar im Berliner Berghain. Wir sahen bezaubernde Jeannies und sympathische Rampensäue.

Aus winterlich-durchdringender Kälte tritt man in das bröckelnd-ästhetische Gemäuer am Wriezener Bahnhof 1. Viel erkennt man nicht, eine rostige Treppe führt die durchgefrorenen Menschen in die obere Etage. Schwierigkeiten den Weg zu finden hat man nicht, der durchdringende Bass, der sich auf der Tanzfläche erhebt, sagt schon, wo’s lang geht.

Der peitscht mit solcher Schlagkraft durch das, was wohl mal ein altes Fabrikgebäude war, dass das soeben an der Bar bestellte Bier im Gleichtakt zur Musik gegen die riesigen Glasfronten scheppert, die an die Tische anschließen. Die Fenster trennen die große Halle von den separaten Räumen, in denen man auch den Ausschank finden kann.

Im gedimmten Scheinwerfer-Licht unter den vergitterten Durchgängen fühlt man sich ein wenig, als würde man gerade Tomb Raider spielen. Eigentlich befindet man sich aber bei einem Konzert von We Have Band. Die sind mit ihrem wummrigen Elektro-Pop-Sound nirgendwo perfekter platziert als im Berliner Club Berghain.

Und dann betreten sie auch die Bühne: Darren Bancroft, Thomas Wegg-Prosser und Dede Wegg-Prosser, die mit ihren Wuschel-Locken, der schwarzen Lackleder-Hose und dem ebenfalls schwarzen bauchfreien Oberteil daher kommt wie eine Kreuzung aus Sandy Olsson und der bezaubernden Jeannie. Anstatt einer Wunderlampe hat man aber Drum-Pads, Synthesizer, Bass und ein Schlagzeug dabei. Mehr kann man aufgrund des Gewühls und der Nebelschwaden, die sich zur ausgefeilten Light-Show gesellen, zumindest nicht erkennen.

Man will die Menge auch nicht lange hinhalten und haut einen der anerkannten Lieblingssongs der Band raus: „Where Are Your People“. Damit hätte man auch direkt eine Ansage an das Publikum gemacht: „Come alive and facilitate me, wash away and elevate me, come and see, it’s not accepted what we try, we are defective“. We Have Band sind in Feierlaune. Aber das sind sie eigentlich immer.

Das Publikum fröstelt jedoch noch, man lässt die Drei da oben (Tour-Drummer nicht mit gerechnet) erst einmal werkeln, mit bisweilen dreistimmigen Songs haben die ja auch einiges zu tun. Man weiß, vor allem über das Berghain-Publikum, dass da noch mehr geht. So besinnt man sich auf den Auftritt der Synthi-Anbeter auf dem Berlin Festival im letzten September zurück, als man schon nach den ersten drei Songs vollkommen durch gerockt und immer noch nicht müde war.

Man muss schon noch Einiges mehr auspacken, um die Leute mitzureißen. Und so verbraten We Have Band gleichermaßen Bass-Wunder aus dem Debüt „WHB“ und „Ternion: „WHB“, um sich selbst zu zelebrieren; „Tired Of Running“, was das Publikum langsam nicht mehr ist und „Divise“. Lieblingsmomente entstehen, wenn Dede „Jeannie“ WP gesanglich übernimmt. Wer schnoddert denn sonst so schön lässig wie verspielt putzig? Bei „Oh!“ wird dann an Strobo-Lichtern nicht mehr gespart und man lässt die Leute hüpfen. Party ist das aber noch nicht, was sowohl für das Berghain als auch für We Have Band untypisch ist.

Man braucht dann tatsächlich den Dauerloop um „This sound don’t break, don’t make me“, der in „Honeytrap“ beheimatet ist, um alle Konzertgänger mitgehen zu lassen. Der beste Song aus dem ersten Album stellt natürlich die erste Zugabe dar. Jeannie animiert: „This is Your choice //Its time // Rejoice //Line up //Clap hands //Let’s go //Hear we stand“.

Mit Drumsticks gibt sie den Takt vor – bezaubernde Jeannie – diese sympathische Rampensau.

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