Joachim Hentschel – kinderKram

Glauben Teenager noch den analogen Medien? Joachim Hentschel wälzt die Statistik.

Könnte sein, dass sich die jungen Leute immer gleich ganz ehrfürchtig und gewissenhaft fühlen, wenn sie einen Fragebogen vor sich haben. Jedenfalls ist es bis heute noch keinem Meinungsforscher gelungen, statistisch nachzuweisen, dass die Jugend immer mehr verkommt, sich pornofiziert und kulturell entleert – schon gar nicht der sogenannten JIM-Studie, die seit 1998 jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest in Auftrag gegeben wird. Die 2011er-Resultate besagen unter anderem, dass 46 Prozent aller 12- bis 19-Jährigen noch regelmäßig TV-Nachrichten anschauen, am liebsten die „Tagesschau“! 44 Prozent lesen regelmäßig Bücher, 40 Prozent trauen im Zweifel der Meldung aus einer Tageszeitung am meisten. Nur 14 Prozent glauben in solchen Fällen eher dem Internet – praktisch dieselben Zahlen wie zum Beispiel bei der Studie von 2004.

Nun gut, wenn die junge Treue zu den alten Medien so groß ist, sind wohl die Erwachsenen und Renter an den schlechten Auflagen schuld. Viel beunruhigender sind stattdessen die Antworten auf die Frage, ob es durch das Internet heute nicht viel mehr Probleme gebe als früher. 81 Prozent der Teenager sagen ja – was okay wäre, wenn nicht auch die Gegenthese („Durch das Internet haben Jugendliche es heute allgemein einfacher als früher“) 80 Prozent Zustimmung bekommen hätte. Die vorherrschende Meinung scheint demnach zu sein: Es geht uns zwar schlechter mit dem Internet, aber eigentlich auch besser. Und derart dialektisch-wehleidig-altkluge Ansichten können die jungen Leute ja nur von, genau: zu viel Zeitungslektüre haben, zu viel Schirrmacher, Niggemeier, Matussek. Wie soll die digitale Generation jemals den gesellschaftlichen Umsturz schaffen, wenn sie den ganzen Tag nur „FAZ“ liest und „Tagesschau“ guckt? Yahoo News und Julian Assange – zu Hilfe!

Was man gerade auf dem Schulhof hört

Menowin „Waiting For Christmas“

Jason Derulo „It Girl“

Selena Gomez „Hit The Lights“

Bruno Mars „Marry You“

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