Joachim Hentschel – kinderKram

Was können Kinder nach der Schule bei McDonald's lernen? Joachim Hentschel zählt auf.

Kübra B., 20, schwarzhaariger H&M-Typ, verlässt die Mietwohnung, grüßt im engen Treppenhaus eine Frau mit lila Kopftuch. „Ein Ausbildungsplatz mit Hauptschule? Vergiss es!“, sagt sie höhnisch. „Viele schauen nur auf deine Noten, aber nicht auf dein Talent“, ergänzt ein gewisser Patrick S., Typ kahlköpfiger Checker, und Einblendungen verraten uns, dass beide trotz der vermasselten Schulkarrieren Azubis bei McDonald’s werden konnten – und die TV-Werbung, in der das alles eben zu sehen war, ist ein ganz schön ernstes Wörtchen, das die gute alte Hamburgerkneipe mit uns redet. Wo sonst immer lus-tige Situationen mit Happy Meals gezeigt werden, sehen wir nun auch Dieter G., Mitte 20: „Studieren ist echter Luxus, wenn du aus einer Arbeiterfamilie kommst.“ So viel Klassenkampf, so viel sozialer Brennstoff bei McDonald’s – das gab es nicht mehr, seit Günter Wallraff dort undercover als Türke Ali arbeitete. In der Tat konnten, laut Berufsbildungsbericht, auch 2010 nur 36 Prozent der deutschen Hauptschüler eine Lehrstelle finden. Bei den Studenten steigt der Anteil der sogenannten „mittleren und niedrigen Herkunftsgruppe“ zwar seit Jahren, lag zuletzt aber immer noch bei miesen 41 Prozent. Wenn nun ernsthaft McDonald’s in die Bresche springt – was wird den armen Kindern dann geboten? Im Kleingedruckten steht es: Für Hauptschüler gibt es dort nämlich auch nur „Fachkraft im Gastgewerbe in der Systemgastronomie“, eine zweijährige Ausbildung, in der man die „Zubereitung von Produkten“ und den „serviceorientierten Umgang mit den Gästen“ lernt. Also genau das, was SpongeBob Schwammkopf in der berühmten „Krossen Krabbe“ macht. Manches Naturtalent hat das auch schon als Ferienarbeiter hinbekommen. Oder noch kontroverser formuliert: Die Arbeiterkinder sorgen dafür, dass ihre Arbeitereltern immer frische Burger haben. Mit extra Käse.

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