John Carpenters „Starman“: Der bessere E.T.?
„Starman“ ist ein Märchen. Ein Märchen darüber, dass Trauerverarbeitung leichter fällt, wenn Wiederauferstehung möglich ist.
Die Karriere John Carpenters bleibt auf ewig mit der Karriere Steven Spielbergs verbunden. Angeblich war Carpenter für die Regie von „E.T.“ im Gespräch, entschied sich aber für „Das Ding“, der 1982 „E.T.“ an den Kassen unterliegen würde. Die bis heute kolportierte Begründung, man wollte kein Monster sehen, wenn parallel ein Knuddel-Alien ins Kino kommt, ist Unsinn. Da beide Filme sehr gut sind, hätten alle Menschen auch einfach beide ansehen können. The more, the better.
„Starman“ als versöhnliches Sci-Fi-Märchen mit düsteren Untertönen
Vom „Ding“-Flop angeschlagen, veröffentlichte Carpenter zwei Jahre später seinen letzten Großstudio-Film – und den Beweis, dass er auch friedliebende Außerirdische inszenieren kann. „Starman“ ist ein herrliches Roadmovie von Wisconsin bis Arizona, nun zu besichtigen in 4k. Ein gestrandetes Alien nimmt den Körper eines verstorbenen Mannes (Jeff Bridges) an und bitte dessen Witwe Jenny (Karen Allen), sie binnen drei Tagen zum Abholpunkt für das Ufo zu bringen. Auch, damit er seinen Artgenossen vermitteln kann, die Erde nicht in die Luft zu jagen. Gejagt werden Jenny und Starman vom NSA. Jenny verliebt sich in den Starman, hin- und hergerissen, ob sie die Reinkarnation ihres Geliebten nicht doch lieber auf Erden wissen will.
„Starman“ bietet ein Happy End, das so sein muss, wie alle Happy Endings sein müssen: Die Realität dessen, was darauf folgt, wird ignoriert. Das Alien wird abgeholt – sofortige Abblende. Zuvor erhielt Jenny von ihrem Geliebten das ultimative Geschenk, eine Schwangerschaft. Wovon die NSA erfährt. Ob Jenny nicht nur verhört, sondern auch zur Abtreibung gezwungen wird, gar getötet oder seziert – das will kein Zuschauer wissen. Dies ist ein Märchen. Ein Märchen auch darüber, dass Trauerverarbeitung leichter fällt, wenn Wiederauferstehung möglich ist. Und sei es nur für drei Tage (Plaion Pictures).