Jon Spencer Blues Explosion – New York, Academy

New York, Academy Ob Jon Spencer je von dieser Rolle geträumt hat? Seit Jahren bespielt er mit seiner Blues Explosion die kleinen Clubs von Manhattan, es gibt wohl keine Downtown-Bühne, über die er nicht schon gerobbt ist – und jetzt wurde er in die altehrwürdige Academy nahe dem Times Square gebucht Der Mann, der den Blues schroffer und schneller spielt als jeder andere, ist zur Integrationsfigur geworden, Beastie Boys-Kids können sich auf ihn ebenso einigen wie, sagen wir mal, Aerosmith-Fans. Eine Tatsache, die bei der all ages show in der Academy kuriose Konsequenzen hat Skater mit Nasenringen wiegen sich zum Delta-Blues von R. L. Burnside, der das Vorprogramm bestreitet; Männer mit schütterem Haar und Wampe wippen zu den HipHop-Beats der Jungle Brothers, die in der Umbaupause gespielt werden. Mit einem Kaffeekränzchen, auf dem sich die Generationen näherkommen sollen, hat das natürlich trotzdem nichts zu tun. Da steht Jon Spencer vor. Die Blues Explosion kommt auf die Bühne, stöpselt ihre Instrumente ein und spielt den Hit „Bellybottoms“ – härter, trockener, kürzer als je zuvor. In kleinen Gubs läßt sich das Trio Zeit, da bricht sich das Fiepen von Spencers Tberemin-Transistor-Verstärker in allen Winkeln des Raumes, doch vor dem 2000 Besuchern in New York wird fast nur auf die Wucht des Rhythmus gesetzt Ohne Schlenker und Pausen sprinten die drei durchs Repertoire. Spencer springt, geht in die Knie, schmeißt den Mikroständer in die Ecke. Nach 45 Minuten ist Schluß. Nicht ganz. Die Band kommt noch einmal zurück. Unterstützt von einem Rapper und dem Sideman von R. L. Burnside singt Spencer. „I’m so lonesome I could cry.“ Nur diesen einen Satz, aber dafür braucht er ganz lange. Wimmernde Feedbacks erfüllen den Saal Und das blaue Scheinwerferlicht scheint den dünnen Mann zu durchleuchten. Christian Buss

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