Kanye West: Seine antisemitischen Aussagen führen zu Übergriffen und Vandalismus

Eine Gruppe griff einen jüdischen Mann in einem Lebensmittelgeschäft an und rief: „Tut es für Kanye“. Dies ist einer von vielen ähnlichen Vorfällen, die ein Bericht der Anti-Defamation League aufführt

Von Tim Dickinson

Als Kanye West Ende letzten Jahres seine antisemitische Hetzkampagne begann, ging sein Hass im Internet viral. Dort verbreitete sich, wie Ye, so Wests Spitzname, jüdischen Menschen drohte, seine „Liebe“ für Nazis verkündete und darauf bestand, dass es für Juden an der Zeit sei, „Hitler zu vergeben“. Dieser Hass schaffte es bald auch auf Universitätsgeländen, und er befeuerte hasserfüllte Leute, die jüdische Menschen in Lebensmittelgeschäften und Parks attackierten.

Der aktuelle Bericht der Anti-Defamation League (ADL), der am 13. Februar veröffentlicht wurde, listete Vandalismus sowie Belästigungen und Einschüchterungen dutzendfach auf – alle wurden unter dem Slogan „Ye is right“ organisiert. „Kanye Wests wiederholte antisemitische Äußerungen – und sein Aufgreifen einiger der schlimmsten antisemitischen Klischees, die man sich vorstellen kann – verführen Menschen dazu, Hassverbrechen zu begehen“, sagt Jonathan Greenblatt, Geschäftsführer der ADL.

Hass im Netz und der echten Welt

Die Organisation dokumentierte, dass die Reichweite derer, die sich online von Yes Hass anstecken ließen, enorm war. Tweets, die sich auf den Slogan „Ye is Right“ bezogen, erreichten fast fünf Millionen Nutzende der Plattform. Der Aufstieg Wests hasserfüllter Ideologie auf Twitter überschnitt sich genau mit der Übernahme des sozialen Netzwerks durch Elon Musk. Die ADL stellte darüberhinaus fest, dass zum Beginn der Musk-Ära ein Anstieg antisemitischer Inhalte und ein Rückgang der Moderation von Hassreden im Netz zu verzeichnen war.

Die Reichweite von „Ye Is Right“ außerhalb des Internets hat wiederum verschiedene Formen angenommen: Der ADL-Bericht dokumentierte eine Flut von Vandalismus in den gesamten USA. Zu den von Kanye inspirierten Graffiti gehörten „Def con III“, das auf einen Gehweg einer Universität in Wisconsin gekritzelt wurde, die Worte „Kanye West is right“ und „Kill All Jews“, die an die Wand einer kalifornischen Highschool-Toilette geschrieben wurden, weiterhin ein Hakenkreuz und „I love Kanye“ an einer Highschool in Florida sowie „Kanye is Right“ auf dem Willkommens-Schild einer orthodoxen Synagoge in New York.

Die Anti-Defamation League katalogisierte auch Belästigungen, beispielsweise in einem Restaurant in jüdischem Besitz in Los Angeles. Ein falscher Kunde rief dort an, um das „Kanye-Special“ zu bestellen, bevor er hinzufügte: „Tod allen Juden“. In Michigan belästigte ein Mann jüdische Familien vor einer Synagoge mit antisemitischen Sprüchen wie „Kanye was right“.

Es kam sogar zu Gewalttaten: Ein jüdischer Mann wurde im Central Park von einem Angreifer zusammengeschlagen, der „Fick dich, Jude!“ und „Kanye 2024!“ rief. In Maryland wurde ein jüdischer Mann in einem Lebensmittelladen von einer Gruppe angegriffen, die „Tut es für Kanye!“ rief.

Rechte Gruppen vereinnahmen Kanye

Zusätzlich zu diesen einmaligen Vorfällen stellte die Anti-Defamation League fest, dass Wests Rhetorik in organisierte Gruppen eingedrungen ist: Im Januar organisierten Groypers – so nennen sich Anhänger des Anführers der Weißen Nationalisten und des Kanye-Vertrauten Nick Fuentes – eine Reihe von „Ye is right, change my mind“-Aktionen an Universitäten in Florida und Alabama. Bei diesen Aktionen saßen zwei Groypers vor einem „Ye Is Right“-Banner und „debattierten“ mit Studierenden, während sie hasserfüllte Sprüche über Juden verbreiteten.

Vergangenen Oktober hängte die rechte Gruppierung „Goyim Defense League“ auf einer Autobahnüberführung in Los Angeles ein Transparent mit der Aufschrift „Hupen Sie, wenn Sie wissen, dass Kanye mit den Juden Recht hat“ auf. Zwei Monate später stiegen Mitglieder einer Organisation weißer Rassisten in ein Flugzeug und trugen Burger-King-Kronen, auf denen „White Power“ und „Ye is Right“ zu lesen war. Eine Neonazigruppe verteilte in Idaho antisemitische Verschwörungstheorien und Propaganda mit der Aufschrift „Kanye West hat Recht mit den Juden“.

Seit West von Twitter ausgeschlossen wurde, weil er ein hybrides Symbol aus einem Hakenkreuz und einem Davidstern gepostet hatte, hat er sich relativ bedeckt gehalten. Sein politischer Beraterstab hat jedoch nicht aufgehört, über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur des Rappers im Jahr 2024 zu sprechen.

Greenblatt warnt, dass Wests Einfluss auf den nationalen Diskurs finster ist und noch übler werden könnte. „Kanyes Entscheidung, weiterhin mit Hass gegen Juden hausieren zu gehen, ermutigt nur Menschen, die bereits mit Hass infiziert sind“, sagte er. Er betonte zudem, dass „Worte Konsequenzen haben“.

Aus dem Amerikanischen übersetzt, erstmals erschienen auf rollingstone.com

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