Kinostart der Woche II: Women Without Men
Das Regiedebüt der Fotografin und Videokünstlerin Shirin Neshat basiert auf einem Roman von Shahrnush Parsipur, der 1990 im Iran verboten worden ist. Eine sperrige Inszenierung, jedoch ästhetisch äußerst kunstvoll komponiert. Kritik und Trailer.
Eine junge magersüchtige Prostituierte will Selbstmord begehen. Die alternde Gattin eines Generals hält es nicht mehr im lieblosen goldenen Käfig aus. Und die politische Aktivistin Munis (Shabnam Tolouei) wird von ihrem streng religiösen Bruder unterdrückt, den ihre konservative beste Freundin wiederum heiraten möchte. Das Regiedebüt der Fotografin und Videokünstlerin Shirin Neshat basiert auf einem Roman von Shahrnush Parsipur, der 1990 im Iran verboten worden ist. Die mehrmals verhaftete Autorin ist in einem kurzen Auftritt als Bordellbesitzerin zu sehen.
Ihre vier Frauenschicksale spielen 1953 und liefern den Kontext für viele heute noch relevante Fragen und Probleme. Damals spitzte sich der Streit um die Verstaatlichung der Ölindustrie unter Premierminister Mossadegh zu. Es kam zu Unruhen, bis die Briten mit Hilfe der CIA wieder den Schah einsetzten. In mal realen Szenen, mal surrealen Momenten mit poetisch stilisierten Metaphern interpretiert Neshat diese Phase als Ende aller Hoffnungen und Anfang der Islamischen Revolution – von 1979. Ästhetisch äußerst kunstvoll komponiert, bleibt die Inszenierung allerdings streckenweise sperrig und stets etwas zu theatralisch.
Oliver Hüttmann