Kinostart der Woche: „Männer die auf Ziegen starren“

Heute startet der neue Film mit George Clooney und Ewan Mc Gregor - eine irrwitzige aber tatsächlich wahre Geschichte über eine Hippie-Einheit der U.S. Army, die Konflikte gewaltfrei lösen sollte. Regie führte Grant Heslov.

Seit sieben Jahren stehen die US-Truppen in Bagdad. Und seit Kathryn Bigelows „Tödliches Kommando“ für den Oscar zur Wahl steht, ist der zweite Irakkrieg endgültig in der Mitte von Hollywood angelangt. Beim Vietnamkrieg ließ sich die Acadamy wesentlich länger Zeit. Erst 1979, sieben Jahre nach Abzug der Amerikaner, als New Hollywood bereits die Filmindustrie verändert hat, wurde Michael Ciminos „Die durch die Hölle gehen“ als bester Film prämiert. Und nun darf sogar schon gelacht werden.

In „Männer, die auf Ziegen starren“ reist Lokalreporter Bob (Ewan McGregor) in den Irak, um sich so vor seiner Ex-Frau als echter Kerl zu beweisen. Dort trifft er den Haudegen Lyn (George Clooney). Der sonderliche Typ bezeichnet sich als Jedi-Krieger und behauptet, er könne mit Blicken töten, Gedanken lesen und durch Wände gehen. Zu Songs von Boston, erklärt er ganz ernst, würde sich seine übersinnlichen Fähigkeiten am besten entfalten. Bob bleibt skeptisch, vor allem als Lyn beim Zerteilen von Wolken durch Telepathie den Wagen an den einzigen Felsbrocken in der Wüste setzt.

Während die beiden von Terroristen entführt werden und in ein Gefecht zwischen Söldnern konkurrierender Sicherheitsfirmen geraten, erzählt Lyn die Geschichte der New Earth Army von Major Bill Django (Jeff Bridges). Der Vietnamveteran gründete Anfang der 80er Jahre eine geheime Spezialeinheit, die Konflikte gewaltlos mit PSI-Kräften lösen sollte. Dafür griff der Hippie auf allerlei esoterischen Mumpitz, Mittel der Gruppentherapie, Lockerungstänze und Schamanenrituale, aber auch LSD zurück. Bis einer der Gänseblümchen-Kämpfer durch eine Intrige des missgünstigen Hooper (Kevin Spacey) zum Amokläufer wird.

Das klingt sehr albern. Doch Regisseur Heslov, der mit Clooney auch das Drehbuch zu „Good Night, And Good Luck“ schrieb, hat seine Groteske mit trockenem Humor und cleverer Ironie inszeniert. Am Ende, wenn Ziegen und Gefangene in orangefarbenen Overalls in die Freiheit laufen, ist die Lüge von sauberer Kriegführung und sanften Foltermethoden entlarvt. Und Bob räsoniert zu Fernsehbildern von Bush darüber, wie der Traum einer Nation zerstört wurde.

Oliver Hüttmann

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