Klaustrophobie und Kunst

The Kills sind Andy Warhol und Jackson Pollock viel näher als dem Rock und Blues, für den sie nach ihrem Debüt gelobt wurden

Viele dachten, wir zelebrieren mit unserer ersten Platte die Wiedergeburt von Rock und Blues, dabei war es für uns eine Rückkehr zur Geburtsstunde der elektronischen Musik“, wundert sich The Kills-Gitarrist Jamie Hince. Deshalb setzt das amerikanisch-britische Duo auf seinem zweiten Album „No Won „jetzt noch mehr auf spröden Minimalismus a la Suicide und Cabaret Voltaire.

„Unsere erste Platte sollte kein Gramm Fett haben, sie sollte nur Haut und Knochen sein. Bei der neuen haben wir versucht. Haut und Knochen auch noch loszuwerden“, erklärt Hince. „Übrig geblieben sind nur elf kleine schlagende Herzen!“ Weitestgehend verschwunden ist auch der Velvet Underground-Einfluss – zumindest musikalisch, denn die Idee, wie damals in Andy Warhols Factory und später im CBGB’s, Musikern, Malern, Schauspielern, Filmemachern oder Performance-Künstlern ein gemeinsames Podium zu bieten, finden die beiden weiterhin reizvoll.

Den vor zwei Jahren geäußerten Plan, nach New York überzusiedeln, haben sie inzwischen zwar aufgegeben, dafür arbeiten sie in England am Aufbau einer Plattform nach altem NYC-Beispiel – etwas chaotisch zwar, aber mit viel Herzblut. Letzten Sommer kauften sie im Norden Londons ein Gebäude, das neben Platz für Ausstellungen auch noch genügend Raum bietet, um zu proben und sich anderweitig künstlerisch auszutoben, denn „Musik machen wir ja nur 45 Minuten am Tag“, wie Sängerin Alison Mosshart in Anspielung auf die gewollt kurzen Live-Auftritte der Kills sagt. Viel mehr Zeit verbringen sie dagegen damit, ihre Tage in Fotos, Bildern, Collagen und mit unzähligen Notizen zu dokumentieren. Auf dieser Basis in nur drei Monaten ein Album zu schreiben und aufzunehmen, wurde zur Zerreißprobe. Stress. Anspannung, Beschränkung und das Gefühl von Klaustrophobie waren deshalb wichtige Faktoren und sind nun teils auch Thema der Platte.

Nach dem Vorbild Jackson Pollocks suchten die zwei die Abgeschiedenheit, machten tagelang nichts und warteten auf Geistesblitze. „Alles lief nur darauf hinaus, die zehn, 15 Minuten der Inspiration abzupassen“, erinnert sich Hince. Und weil den beiden das ohne Frage glänzend gelang, ist der Albumtitel „No Wow“ glatt gelogen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates