Kleine Fluchten – Mit aller Macht will SHELBY LYNNE beweisen, dass die Countrymusik für sie ein alter Hut ist

Ein Unterschied wie Tag und Nacht Wenn man die Fotos von heute mit denen des angepassten Country-Huhns von vor nicht einmal sechs Jahren vergleicht, fällt es schwer zu glauben, dass es sich dabei um die gleiche Person handelt. Doch nicht nur optisch hat sich Shelby Lynne zur selbstbewussten Frau gemausert. War sie damals noch ein Spielball ihrer Produzenten und Manager, so ist sie nach einer Besinnungspause und dem 99er-Werk, I Am Shelby Lynne “ zu einer selbst komponierenden und vor allem selbstbestimmenden Künstlerin gereift. „Ich bin einfach erwachsen geworden“, erklärt sie lakonisch, mit diesem rauchigen Alabama-drawl „A little late maybe, but there you go…“

Das wiederum dürfte nur für die musikalische Reife gelten, musste sie doch schon als 16-Jährige nach einer Familientragödie (der Vater erschoss im Streit erst die Mutter, dann sich selbst) allein für sich und ihre kleine Schwester Allison sorgen. Allison ist mittlerweile selbst – mit dem Nachnamen Moorer – ein Country-Star. „Ich bin verdammt stolz auf die Kleine“, ist alles, was Lynne zu der Geschichte sagen möchte.

Als sie die Demos für ihr jüngstes Album „Love, Shelby“ fertiggestellt hatte, schickte sie die Tapes an Produzent Bill Bottrell (u.a. Sheryl Crow), dem bisher mindestens so viel Anteil am Erfolg des Vorgängers eingeräumt wurde wie der Sängerin selbst. Die beiden sprachen mehrfach über das neue Material, kamen aber nicht auf genügend gemeinsame Nenner. „Ich bin Bill sehr dankbar für seinen Input, wusste aber bald, dass er diesmal nicht der Richtige sein würde.“ So ließ Lynne dann Glen Ballard, der schon für Alanis Morissette ,Jagged Little Pia“

produziert hatte, die Songs zukommen – und hatte ihren Mann gefunden. Noch bevor die Plattenfirma Einspruch einlegen konnte. Auch das gehört zur neuen Miss Lynne.

Angst vor negativen Reaktionen von Seiten ihrer puristischen Fans, die den Mainstream-Produzenten ablehnen könnten, hat die Sängerin gar nicht: „Warum auch? Zu allererst muss mir selbst die Musik gefallen. Und das tut sie. Einen viel drastischeren Schritt als diesen habe ich bereits mit dem letzten Album unternommen – und damit mehr Fans gewonnen, als ich mir je hatte träumen lassen. Wenn ich diesmal wieder einige verliere – so what? Lässt sich nicht ändern. Werd ich aber nicht, wetten dass?“

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