Krautrock-Monstren

Eine schillernde Zeitreise ms bedröhnt pochende Herz der Siebziger: entrückte Hippie-Mystik, wunderbar wabernde Mellotron-Klangflächen, zart schmelzendes Prog-Folk-Geklampfe und vor allem ein in viel Schlamm gebadetes Hardrock-Fundamcnt. Sehr bassig, sehr heavy. Musik, um dazu lange fettige Harre zu schütteln. Der Name Black Mountain steht der fünfköpfigen Band aus dem kanadischen Vancouver wirklich ausgezeichnet. Und man will auch gerne glauben, was Wikipedia vermutet: Der Name Black Mountain könnte sich auf ein großes Stück Haschisch beziehen.

Joshua Wells, der Schlagzeuger der Band, grinst wissend, als ich ihm davon erzähle und antwortet dann lachend: „Hey, wir wissen doch alle, wie Wikipedia funktioniert, oder? Mein Vater hat den Eintrag als erster entdeckt und mir ganz begeistert den Link geschickt. Ich fand sofort Unmengen weiterer Falschinformationen, die ich alle korrigiert habe – bis auf das mit dem Haschisch. Das hat meinem Vater einfach zu gut gefallen.“ Die tatsächliche Entstehungsgeschichte des Namens ist allerdings auch nicht übel. „Black Mountain ist unserem Gitaristen und Sänger Stephen McBean im Traum erschienen“, behauptet Amber Webber, die ebenfalls singt und dazu das Tamburine schüttelt. „Steve hat geträumt, er sei in einem Plattenladen umhergeirrt, bis er plötzlich das Album einer Band namens Black Mountain in den Händen hielt. Dass es diese Band noch nicht gab hat ihn sehr begeistert.“ Klare Sache, wir haben es hier mit notorischen Musik-Freaks und Plattensammlern zu tun. Keyboarder Jeremy Schmidt arbeitet sogar nebenbei als CD-Verkäufer.

Krautrock ist der kleinste gemeinsame Nenner der 2004 gegründeten Band.

„Wir sind alle große Bewunderer von Neu!, Can, Ashra Temple, Amon Düül II und Kraftwerk„, versichert Joshua mit viel Enthusiasmus. Das2OO5erschienene Debüt klang allerdings eher nach Stoner-Rock, der Prog-Kraut’Folk-Anteil war damals noch etwas unterentwickelt: „Amber, Stephen und ich haben schon vorher in einer anderen Band gespielt“, erklärt der Schlagzeuger. Während der Aufnahmen des Debüts kamen Jeremy und Matt neu dazu. Ihr Beitrag war großartig, aber noch etwas limitiert.“

Das neue Album, „In The Future“, ist somit das erste „echte Bandalbum“ und klingt geradezu abenteuerlich vielseitig: „Bright Lights“ ist ein 15-minütiges, wild waberndes Kraut-Rock-Monster. „Angel“ basiert auf einem Junkie-Riff, dessen Refrain hymnisch und eingängig nach oben zieht. „Tyrants“ ist eine märchenhafte Mischung aus Birth Control und King Crimson, der gemeinsame Gesang von Amber Webber und Stephen Mc-Bean erinnert dazu ein wenig an die mit Melodramatik aufgeladenen Chore von Jefferson Airplane.

Von ihrer Musik allein können Black Mountain derzeit noch nicht leben. Vier der fünf Musiker kümmern sich hauptberuflich als Sozialarbeiter um Obdachlose oder Drogenabhängige. „Natürlich belastet einen so ein Job irgendwie“, sagt Joshua Wells, gibt allerdings zu: „Ich könnte auch nicht den ganzen Tag in einem Büro sitzen. Wenn ich nicht Musik machen würde, wäre diese Arbeit sicher schwer zu ertragen. Man braucht ein Gegengewicht.“

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