Kühle Perfektion – Die Italien-Krimis des deutschen Autors Bernhard Jaumann gelten seit langem als heiße Insiderware

Es soll hierzulande immer noch Krimileser geben, denen der Name Bernhard Jaumann nichts sagt. Eine Schande eigentlich. Aber mit Könnern wie Ulf Miehe oder Jörg Fauser war es lange genau das gleiche: Kenner ihrer Bücher hätten sich für Neues aus ihrer Feder glatt in Stücke reißen lassen, während die Masse lieber drittklassige Amerikaner las. Und so sei es für alle jene, die sich den Vorwurf machen lassen müssen, noch nie eine Zeile von dem gebürtigen Augsburger gelesen zu haben, an dieser Stelle ein letztes Mal gesagt: Wer Autoren wie Giorgio Faletti, Gianrico Garofiglio oder Andrea Camilleri schätzt und in italienischen Kriminalromanen mehr sucht als bloß die üblichen Muster des Genres, der kommt an Jaumanns Büchern nicht vorbei.

Also vergessen Sie Donna Leon, vergessen Sie Venedig! Denn hier kommt ein Italien-Krimi, der diese Bezeichnung wahrhaftig verdient, der uns in ein Bergdorf namens Montesecco verschlägt und darüber hinaus mit allem wuchert, was das Genre im besten Sinne herzugeben vermag: Figuren, die das Gegenteil von Abziehbildern sind, ein Plot, der uns bis zuletzt bei der Stange hält und ein Geheimnis, das uns zu finsteren Fantasien verführt.

Der seit Jahren in Italien lebende Jaumann ist nicht nur ein findiger Erzähler, der es gekonnt versteht, höchst unterhaltsam Menschenforschung zu betreiben, sondern darüber hinaus ein kühler Perfektionist, der weiß, wie man Spannung erzeugt. Obendrein hat er ein enorm filmisches Auge und ein szenisches Fingerspitzengefühl, das hierzulande seinesgleichen sucht. Seine authentische Sprache wird getragen vom Rhythmus und Klang des italienischen Lebens. Außerdem geht es Jaumann nicht alleine um Kriminalfälle und ihre Aufklärung, sondern um Menschen und die Desaster, in die sie taumeln.

In „Die Augen der Medusa“ (Berlin Verlag, 19,85 Euro) – nach „Die Vipern von Montesecco“(2005) und „Die Drachen von Montesesso“ (2006) der dritte Montesecco-Roman aus der Feder des ehemaligen Italienischlehrers — entrollt Jaumann die Geschichte einer winzigen Dorfgemeinschaft, in welcher jäh das große Verbrechen Einzug hält. Denn als vor den Toren des Städtchens der Staatsanwalt einer Granate zum Opfer fällt, und bald darauf einer der Ihren als Hauptverdächtiger gilt, macht das Dorf auf ganz erstaunliche Weise mobil gegen die scheinbare Übermacht der präsenten Medien und der Polizei. Eine hoch unterhaltsame David-gegen-Goliath-Geschichte rollt an, ein Glücksfall von einem Buch, bei dem am Ende der Mut zum Unerhörten triumphiert.

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