LEBEN NACH DEM HIT

Es gibt ein Leben nach dem Hit, so unerwartet schön und entspannt, daß man sogar den Therapeuten spart. „Du gibst auf der Bühne deinem Ego Zucker und wunderst dich zu Hause, daß dein Lover nicht mal ein Arschloch ist.“ So hat Sam Brown den ihren zum zweifachen Vater gemacht und mit zufriedenem Lächeln, die Hand an der Wiege, zugesehen, wie ihr Song „Stop“ zum Millionenseiler wurde, der Ruhm allmählich verblaßte, schließlich ihr Plattenvertrag gekündigt war. Und hat gewartet, „bis eines schönen Tages Weiblichkeit endlich höher im Kurs stand als das Weib“. Dann hat sich die Britin hingesetzt und komponiert – auf Vorrat sozusagen. „Ich weiß, wann ein Song fertig ist. Der schwirrt mir nicht lange im Kopf herum und hat Zeit zu warten.“ Hätte David Gilmour Mrs. Brown nicht für den Damenchor der Division Beil-Tour verpflichtet, wäre ihr Album „Box“ schon gut zwei Jahre früher fertig gewesen. So wird es halt erst jetzt zum Highlight. Auch egal, für zeitlose Pretiosen gibt es ohnehin keine Saison. Aber Rezepte, und die müssen nicht einmal besonders raffiniert sein. „Ich hab‘ meinen Bruder Pete und ein paar alte Schulfreunde zu Livegigs ins Studio gebeten“, erzählt Sam Brown fast beiläufig und doch wohlwissend, daß das Ergebnis Furore machen könnte. Ein Dutzend Songs im goldenen Dreieck von elegischer Pop-Ballade, Rock-Stakkato und süßer Erinnerung an den Soul, Schmutzreste in allen Ecken sowie eine Stimme zwischen Himmel und Hurenhaus. Schon der jazzige Titeltrack verdient den Platz in der Glasvitrine. Doch dahin will Sam Brown gar nicht: „Fame & Fortune sind für mich leere Begriffe. An die Wiederholung alter Erfolge, das schwöre ich hoch und heilig, glaube ich nicht.“ Und schwört dazu: „Das nächste Album braucht keine zehn Jahre. Das ist bereits in Arbeit.“

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