Leichtigkeit mit Tiefe: Das Trio Cultured Pearls aus Berlin und Hamburg musiziert sublim mit den Standards des Soul-Pop

Soul und Popmusik made in Germany sind so eine Sache. Meistens retrospektiv, platt oder beides, hat hiesiges Musizieren in diesen Genren oft so gar nichts von der notwendigen selbstverständlichen Leichtigkeit Die Cultured Pearls aus Berlin und Hamburg sind da schon eine erfreulichere Ausnahme: Die ersten beiden Alben, „Sing De La Sing“ und „Space Age Honeymoon“, dokumentieren das ständige Bemühen der Norddeutschen um die Perfektion des Standards.

Die Mühen sind nicht ohne Lohn geblieben. Ihre Singles „Tic Toc“ und „Sugar Sugar Honey“ wurden nicht zuletzt dank der eleganten, souligen Stimme von Astrid North zu kleinen Hits und sorgten ob ihrer Qualität in Ton und Klang für Wohlwollen beim Publikum und Respekt bei Kollegen. Man kann’s nicht anders sagen: Selten wurde hierzulande auf derart hohem Niveau komponiert und musiziert.

Die Cultured Pearls sind Handwerker. Tex Super und B.La attestieren sich selbst, „gerne an Apparaten herumzufummeln“, und sinnieren auch ausgiebig über ihre Versuche, „leicht konsumierbare Alben zu produzieren, die trotzdem über eine ausgeprägte dynamische Kurve verfugen“. Allerdings ist das Handwerk der Pearls nicht kühl, distanziert oder gar berechnend. Denn hier sind Musiker am Werkeln, die ihre Fertigkeit ganz und gar inspiriert einzusetzen wissen und dabei einiges an Emotionalität und Professionalität erkennen lassen.

Ihr drittes Album, wie zuvor mit Produzent Jens Krause in der Hannoverschen Star-Schmiede Peppermint Park eingespielt, soll nun Höhe, Tiefe und Weite des eigenen Schaffens neu ausloten. „Diesmal waren wir akribischer in Komposition und Produktion“, erläutert Tex. „Wir waren auf der Suche nach neuen Wegen, wollten uns nicht wiederholen. Dabei sind die Arrangements um einiges opulenter und facettenreicher geworden.“

„Liquefied Days“ ‚ist das reife Album einer Band, die von der Pflicht langsam in die Kür hinübergleitet. Denn Cultered Pearls setzen weniger als bislang aufschnelle Reize, sondern beweisen Mut jenseits des Standards. Songs wie „You Jumped In Your Mind“ fließen, atmen und entziehen sich jedem oberflächlichen Zugriff. Die atmosphärische Dichte ihrer Musik ist manchmal geradezu erstaunlich – sublim in den besten Momenten, immer sanft schwebend, zeugt sie von großer Souveränität bei ihren Erzeugern.

Trotz aller Tiefgründigkeit sind die Cultured Pearls aber keineswegs unzugänglich geworden. Ihre neue Single „Kissing The Sheets“ ist ein schöner sing-a-long ganz in der Linie früherer Erfolge. Und trotzdem: Wer genauer hinhört, entdeckt auch hier eine gewachsene Band, die nicht mehr verweisen oder plagiieren muß. „Wir haben nach rund viereinhalb Monaten Studio noch gar keinen Abstand“, kommentiert Super Tex das neue Album noch vorsichtig, „Aber wir haben dabei gespürt, daß wir mittlerweile in der Lage sind, musikalisch Dinge auszudrücken, die wir früher bestenfalls zitieren konnten.“

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