Lesung: „John Lennon in seiner eigenen Schreibe“. Wir verlosen 5 Exemplare des Buchs
In der Reihe "Hardcover" lädt der Blumenbar-Verlag zu exquisiten Lesungen in Berlin. Diesmal dreht sich alles um John Lennon. Der Erzählband "In seiner eigenen Schreibe" enthält Notizen, Gedichte und Zeichnungen des Sängers.
In unserer aktuellen Ausgabe rezensieren wir das im Blumenbar-Verlag erschienene Buch John Lennons, „In seiner eigenen Schreibe“ (88 Seiten, 16,90 Euro). Thomas Schmauser liest am 10. Dezember, 20 Uhr, aus dem Erzählband vor, musikalisch begleitet von Andreas Perger – in der Reihe „Hardcover“ des Blumenbar Verlags in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater. Ort ist die Blumenbar in der Klosterstrasse 44, Berlin-Mitte.
Zur Lesung verlosen wir 5 Exemplare des Buchs. Einfach an verlosung@www.rollingstone schreiben und Name, Adresse und Telefonnummer angeben.
Maik Brüggemeyers Besprechung:
Der britische Verlag Jonathan Cape hatte 1963 den amerikanischen Journalisten Michael Braun beauftragt, ein Buch über die neue Pop-Sensation aus Liverpool zu schreiben. Bei einem Interview mit den Beatles Ende des Jahres hatte er dann einige der Kritzeleien eingesteckt, die John Lennon zwischen Auftritten, Aufnahmen und Songwriting auf Servietten und Hotel-Briefpapier gekrakelt hatte: absurde, von Lewis Carol und Spike Milligans „Goon Show“ inspirierte Da-Da-Gedichte und Strichmännchen, die so gar nichts gemein hatten mit der noch recht unschuldigen boy-meets-girl-Lyrik seiner damaligen Songtexte.
Braun zeigte die Skizzen seinem Lektor Tom Maschler, dem nach den jüngsten Charterfolgen der Fab Four wohl gleich die Pfund-Sterling-Zeichen in den Augen standen. Abgesehen davon fand er Lennons Sudeleien ganz charmant – und so beschloss er, sie in Buchform zu veröffentlichen. Ihr Urheber fand das ziemlich kurios, auch die Buchhandlungen bestellten kaum Exemplare, als das Werk namens „In His Own Write“ schließlich im Katalog auftauchte. Denn niemand glaubte, dass sich jemand noch an die Beatles erinnern würde, wenn das Buch Ende März 1964 erschiene.
Doch schließlich kamen die Läden mit dem Nachbestellen und der Verlag mit dem Nachdrucken nicht mehr nach. Der schmale Band mit Gedichten, Kurzgeschichten, Parodien und einem Vorwort von Paul McCartney verkaufte sich im ersten Jahr 200.000 Mal, und Lennon legte mit „A Spaniard In The Works“ noch einen zweiten Band vor, der allerdings nur noch halb so viele Exemplare absetzte.
Die von Helmut Kossodo und Wolf D. Rogosky bereits Mitte der Sechziger ins Deutsche übersetzte Fassung von Lennons erfolgreichen Erstling, „In seiner eigenen Schreibe“, ist nun in einer neuen, von Karl Bruckmaier überarbeiteten und um einen einführenden Essay von Jon Savage erweiterten Version beim Berliner Blumenbar Verlag erschienen.
3 Tage vor der Lesung, am 7.12., startet das Lennon-Biopic „Nowhere Boy“ in den Kinos. Joachim Hentschel hat ihn sich angesehen:
Dass „Nowhere Boy“ eine Art Rock’n’Roll-Movie sein soll, merkt man bereits in den ersten Szenen. Es geht um die Lust der Teenager, um die geile Freude an der symbolischen Handlung, um Provokation, Risiko, romantisch gebrochene Verbote, sinnlose Hüftschwünge, visionäres Denken und den dritten Bildungsweg. Von den vielen Coming-of-age-Geschichten mit Musikaspekt, denen wir spätestens seit Hornbys „High Fidelity“ zu applaudieren gezwungen waren, unterscheidet sich das Spielfilmdebüt der britischen Künstlerin Sam Taylor-Wood aber vor allem in einer Hinsicht: Wir wissen von Anfang an, wie alles weitergeht. Wir kennen das Ende schon.
Die Handlung setzt hier im Sommer 1955 ein, kurz bevor dem 14-jährigen John Lennon der Onkel und Ziehvater George wegstirbt und der Junge sich auf die Suche nach seinen wahren Eltern macht. Und blendet sich im Sommer 1960 aus, als der gereifte John, der die Brille längst voller Stolz draußen auf der Straße trägt, mit seiner Band zu einem einzigartigen Engagement nach Hamburg aufbricht. Sozusagen das Prequel zu Iain Softleys „Backbeat“ von 1994, in dem die Reeperbahn-Zeit der Beatles nacherzählt wurde.
Der 18-jährige Aaron Johnson ist natürlich großartig in der Rolle des jungen Lennon, sieht erst wie ein zu heiß gewaschener kleiner Lord aus, verwandelt sich dann in einen Suburbia-Halbstarken mit orange-kariertem Hemd, wenn er bei der Kirchweih zum ersten Mal Paul McCartney trifft, später mit Teddyboy-Jackett und rotem Revers, als er auf der eigenen Geburtstagsfeier mit ansehen muss, wie der niedliche McCartney im Badezimmer Mutter Julia angräbt und ihr „Love Me Tender“ vorsingt. Ein Faustkampf zwischen den beiden wurde extra dazuerfunden: Am Ende erkennen die Rivalenfreunde, dass das Schicksal ihnen die gleiche Wunde gerissen hat. McCartneys Mutter starb an Krebs, Julia gab ihren Baby-John – verwirrt und überfordert – an die Tante ab. Das schweißt die jungen Musiker zum Duo zusammen, sagt der Film. Für ein paar Jahre zumindest.
Der Gruppenname wird in „Nowhere Boy“ übrigens kein einziges Mal genannt. Ist das trotzdem ein Beatles-Film? Ja, weil man die Wurzeln aller kommenden Triumphe und Kämpfe zwischen Lennon, McCartney und Harrison immer wieder in den Jugendjahren und den ersten Begegnungen suchen wird. Und nein, weil Johns gesammelte Freudsche Phasen hier das eigentliche Thema sind, die frühkindliche Prägung, die Traumata, alles von Ödipus bis Vaterkomplex, nicht wirklich die Musik und das Genie. Eben auch ein Psychofilm, Stoff für die Urschreitherapie.