Malajube

aus Montreal machen Punk mit Kunstanspruch

Ein Trompe-l’oeil ist ein Bild, das in die Irre führt, ein malerisches Täuschungsmanöver. Und da haben sich die Frankokanadier von Malajube ganz den richtigen Namen für ihr erstes international erhältliches Werk ausgesucht, bei dem auch alles ein bisschen anders ist. als man erwartet. Zum Beispiel gehe es auf „Trompe-I’oeil“ inhaltlich in ungefähr jedem Lied um eine Krankheit, sagt Sänger Julien Clerc Mino – um einen Mann, dem der Hintern platzt, um einen Arzt, der einen Tumor heraus operiert, lauter so unschöne Sachen. Doch wird all das nicht gesagt, sondern in ganz andere Geschichten verpackt – nur, wer das kunstvoll genuschelte Französisch versteht und das Artwork genau betrachtet, kriegt den Zusammenhang. „Trompe-l’oeil“ spielt mit den Ohren ein verwirrendes Spiel, weil der knallharte Punk oft harmonisch hoch aufgelöst wird und außerdem jede Menge Pop im Spiel ist. Dazu verweigern viele Stücke die klare Struktur gleich ganz und kommen stattdessen sehr kunstvoll daher. Eine Punk-Installation! „Wir rennen nicht jeden Tag ins Museum, aber so eine Art ganzheitlicher Ansatz steckt schon dahinter“, sagt Julien, der das Artwork mit seiner kunststudierten Freundin bestellt. Obendrein sind Malajube mit ihrer nun schon bald eineinhalb Jahre alten Platte zur ersten Montrealer Band geworden, die französisch singt und trotzdem im Ausland Erfolg hat. „Zuerst war das mit der Sprache kein politisches Statement“, wiegelt Julien ab, „mir war es einfach peinlich, auf der Bühne in einer Sprache zu schreien, die nicht meine eigene ist. Später dann ist ein Sendungsbewusstsein dazugekommen, wir Quebecois sind eine kleine Gemeinschaft, die langsam ausstirbt – ich will meine Identität und die Dinge, die mit ihr verbunden sind, aufrechterhalten.“ Sicher kein Täuschungsmanöver.

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