Man glaubt es kaum: Das alte Label der Eighties-Soulerin Alison Moyet wollte tatsächlich ihr neues TripHop-Album nicht veröffentlichen

Mit dieser Frau, Eighties-Revival hin oder her, hatte keiner mehr gerechnet: Alison Moyet hat ihre letzte Platte vor acht Jahren gemacht und dann, so schien es, ihre Karriere auf einen Schlag beendet. Zu jenem Zeitpunkt war die britische Sängerin längst ein Superstar, eine Art mütterliche Version von Annie Lennox, die uns damals pickeligen Pop-Novizen inmitten all des Elektro-Ramsches den ersten Soul bescherte: „Don’t Go“! „Invisible“! „Is This Love“!

Dann ging die erste Karriere mit der Jugend der Künstlerin zu Ende, und die folgende Geschichte möchte man eipendich nicht schon wieder erzählen. Moyet suchte für eine Weile die Einsamkeit und kam dann zurück mit neuen Stücken und einer Lebensabschnittskunst, für die sie sich nicht schämen musste. Man ahnt es: Die Plattenfirma weigerte sich, das neue Material zu veröffentlichen und legte die Daumenschrauben an: der Auftragsschreiber, die anvisierte Teenie-Pop-Platte. Jetzt haben wir es doch wieder erzählt.

In den kommenden Jahren verwand sie ihre Kraft darauf, sich selbst und die verlorenen Songs aus den fremden Klauen zu befreien. Das ist geschafft: „Hometime“ ist tatsächlich eine radikale Abkehr. Produziert von den in Bristol beheimateten The Insects (Goldfrapp, Massive Attack), singt Moyet zu vielen Gitarren und vor cineastischer Kulisse eigenständige Lieder zwischen Erwachsenen-Pop und Lounge-Jazz. „Ich hatte viele gute Jahre bei meinem alten Label, deswegen will ich nicht im Zorn erstarren“, gibt sich Moyet versöhnlich, „ich wünschte nur, sie hätten mir damals vertraut.“ Letztes Jahr spielte die dreifache Mutter im Londoner West End sogar eine Hauptrolle im Broadway Musical „Chicago“ – acht Monate lang acht Shows pro Woche. „Es war ewig her, dass ich einer geregelten Tätigkeit nachgegangen bin“, lächelt Moyet, „gut zu wissen, dass ich mir selbst noch vertrauen kann.“

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