Man spricht Deutsch

Der Mann für die markanten Ansagen: Marius Müller-Westernhagen blickt zurück.

Wenn Sie fünf Menschen fragen, was 1985 passiert ist, werden Sie fünf unterschiedliche Geschichten hören – das Problem bei einer so langen Zeitspanne ist ja, dass sich die Erinnerungen verklären und zu Fiktionen werden. Soviel weiß ich noch: Damals war die erste Welle dessen, was deutschsprachige Musik angeht, überschritten. Wir spielten als einzige deutsche Band zwischen all den großen internationalen Acts, das war nicht ohne. Ich kam also auf die Bühne und sagte den Satz, „Ab jetzt wird eine Stunde Deutsch gesprochen!“ Das war natürlich eine ziemliche Provokation, aber es löste einen riesigen Jubel aus. Danach war’s halt so’n typisch orgiastischer Gig. Man hat ja in so einem Moment keine Wahl – man muss da raus. Und wenn man erst mal draußen ist, ist man auf seinem Terrain. Die Leute wollen niemanden sehen, der vor Angst vergeht, sondern einen, der ihnen sagt, dass er der Chef ist.

Ich weiß nicht mehr, was wir gespielt haben, und auch an meine Band kann ich mich nicht genau erinnern – vermutlich war Lothar Meid dabei, der mich damals noch produzierte. Andere Bands habe ich nicht gesehen. Vor dem Gig saßen wir in diesen kleinem Wohnwagen und waren zu aufgeregt, danach wurden wir schnell vom Gelände geschleust, um Platz für die anderen Bands zu machen.

Auf dem Rückweg lief im Radio eine Reportage vom Ring, und der Moderator sagte, die große Überraschung des Tages sei Marius Müller Westernhagen gewesen – da war ich ziemlich beleidigt. Das war damals ja bestimmt nicht meine erfolgreichste Zeit, aber eine Überraschung? Das hört man nicht so gern.

Es war eine Ehre, beim ersten Rock am Ring aufzutreten. Lieberberg und seine Leute sagten dir ja damit, dass sie wissen, dass mit dir zu rechnen ist.

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