Mark Knopfler: Back To The Roots, über sein Album „Shangri-La“

Sein neues Album ist genauso gelassen wie der Mann, der den Frieden mit sich und der Welt geschlossen hat

Mit seiner neuen Platte, „Shangri-La“, kommt Mark Knopfler sozusagen full circle. Der einstige Dire Straits-Macher verzichtet auf amerikanistische Ahnenforschung und breitwandige Arrangements und spielt eine bescheidene Platte mit lauter friedlich summenden Liedern, die in Ton und Attitüde an das eigene Frühwerk anknüpfen. Im Gespräch ist Knopfler passend dazu ein ganz leiser Mann, der gern zuhört, sich aber mit den eigenen Antworten nie ganz sicher ist. „Ich bin der langsamste Mensch der Welt“, lächelt er entschuldigend, „das hört man meiner Musik doch an, oder!?“ Das gewiss.

Herr Knopfler, Ihr jüngstes Album klingt mehr nach ihren ersten Alben als alles andere, was Sie in den letzten 20 Jahren gemacht haben. Wollten Sie zurück zu ihren Wurzel?

Ja, jedenfalls in Bezug auf die Arrangements. Alles sollte ganz klein und unmittelbar sein. Eine kleine Band, ein schönes Analog-Studio und eine begrenzte Wahl der Waffen.

Ich wollte performance-based music, ohne Netz und doppelten Boden, so wie wir es früher gemacht haben. Allerdings nicht mit der Dringlichkeit, die mich mit 28 getrieben hat.

Ihre letzten Soloplatten wurden von der Kritik als amerikanische Feldforschungen gedeutet. Trifft das den Kern?

Ich bin mir nicht sicher, was die Motivation für diese Platten war… ich brauche immer sehr lange, bis ich kapiere, warum ich etwas getan habe, und dann waren die Gründe meist nicht die offensichtlichen. Aber ja, irgendwie ging es wohl darum, meine Wurzeln zu erforschen. Wobei man damit ja nie fertig wird.

Können Sie uns verraten, worum es auf Ihrem neuen Album geht?

Wenn ich es so im Ganzen höre, finde ich mich oft in den Sechzigern wieder. Lonnie Donegan, der den Blues massenfähig machte, die Shadows mit ihrem Spaghetti-Twang… solche Sachen hatte ich im Kopf. Auch inhaltlich scheint es mir solche Verbindungen zu geben. Bei „5:15 AM“ geht es zum Beispiel darum, wie die amerikanischen Gangs sich in den Sechzigern in den nordenglischen Provinzen breit machten. Etwas Ähnliches passiert jetzt wieder; gerade letzte Woche hatten wir in Notting Hill das erste Drive-by-Shooting. Wie die Dinge verbunden sind, was sie für ein Echo haben – das interessiert mich.

So etwas wie eine historische Dimension hat es in Ihren Texten ja schön früher gegeben. Scheint da der gelernte Journalist durch? Ja, vermutlich. Aber seien Sie froh, dass ich über diese Dinge Songs und nicht Artikel schreibe – ich bin nämlich ein lausiger Autor. Wo Journalisten bedeutungsschwere Formulierungen einbauen, mache ich bloß ohhh, baby und ahhh, darling… Anders gesagt: Man benutzt beim Singen eben andere Muskeln als beim Schreiben.

Es ist jetzt gut zehn Jahre her, dass Sie die Dire Straits aufgegeben haben. Ziehen Sie mal ein Resümee: Haben sich die Dinge nach Ihren Vorstellungen entwickelt?

Ich denke, dass es für praktisch jede Unternehmung eine ideale Proportion gibt, und bei den Dire Straits war sie verloren gegangen. Ich wollte wieder Kontrolle gewinnen über die Verhältnisse in meinem Leben. Wieder der Mann sein, der nach Hause gehen und in Ruhe einen Song schreiben kann. Und letztendlich ging es wohl schlicht und einfach auch darum, nicht wahnsinnig zu werden.über sein Al

Hatten Sie denn vorher Fehler gemacht? Oder anders gefragt: Wie wahrscheinlich ist es, dass man nicht in jedem Fall alle Chancen ergreift, die einem die eigene Begabung eröffnet?

Man muss jedenfalls unbedingt versuchen, das Biest zu kontrollieren, das ist enorm wichtig. Ich habe in dieser Hinsicht Fehler gemacht Und da ich gegen Ende der Dire Straits gerade meine zweite Familie gründete, wollte ich sie auf keinen Fall wiederholen. Von daher haben sich die Dinge gut entwickelt: Ich bin jetzt ein glücklicher Familienvater, ich bin umgeben von einer überschaubaren Gruppe von Menschen, und ich kann einfach in Ruhe ein paar anständige Platten machen, wenn ich Lust dazu habe.

Und was tun Sie, damit Ihre „Unternehmung“ weiterhin die richtige Proportion behält? Ich nenne sie nicht Dire Straits.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates