Meta-Metal, düsterer Stolz: die Melvins

Mark D. hat zwar kein Geweih, aber einen überdimensionalen Stetson. „Wir sind die einsamen Hirsche in diesem Wald namens Musikbusiness“, erklärt der Bassist den Titel des neuen Melvins-Albums „Stag“. „Neben uns gibt es keinen Platz für andere.“ Sein Cowboy-Hut mißt mindestens einen Meter Durchmesser, schüchtert ein wie ein Hirschgeweih und ist wie der Meta-Metal der Melvins: komisch und doch majästetisch, voller Slapstick und doch von düsterem Stolz. Weil man bei ihnen nie weiß, wo die Burleske aufhört und die Hymne anfangt, bleiben sie geheimnisvoll.

Die Band, deren drei Mitglieder inzwischen an verschiedenen Ecken der Welt wohnen, hat keine Angst und nur selten Respekt. Sie sind die Sonderlinge des amerikanischen Alternative Rock. Die Melvins gab es, bevor es Soundgarden gab oder Bands wie Kyuss oder Alice In Chains. Und es wird sie noch lange danach geben. Eigentlich ist es ihnen egal, ob sie im Vorprogramm von jenen Leuten auftreten, deren großes Vorbild sie einmal waren. Solange ihnen denn bloß niemand vorschreibt, in welcher Lautstärke sie zu spielen haben. Wie neulich diese Idioten von White Zombie.

Doch bei ihrem Konzert in Hamburg, wo sie als Gäste von Prong auftraten, lief kürzlich alles ungewohnt glatt. Mark D. stand nur da und zog etwa einmal pro Minute mächtig an den Drähten seines Basses. Gitarrist King Buzzo, der statt eines Hutes fünf Kubikmeter Stahlwatte auf dem Kopf trägt, lief wie ein Orang-Utan über die Bühne, gebückt und die Achselhöhlen kraulend. Und Dale, der seine Drums mit der Präzision einer Schrottpresse bedient, stieg am Ende zum Verbeugen sogar mal von der Schlagzeug-Rampe. In sichtlich zu enger Unterhose und Socken.

Große Kunst von seltsamen Menschen.

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