Michael Jackson: Bad

Okay, wahrscheinlich konnte es nur bergab gehen. Nach „Thriller“. Nach einem Sack voller Grammys. Nach Trilliarden verkaufter Platten. Nach der Weltherrschaft. Doch bevor er sich endgültig in den Weltraum verabschiedet, macht Michael Jackson mit „„Bad“ noch schnell ein R&B-Album. Ein überdurchschnittliches, dank solcher Tracks wie „Man In The Mirror“, „The Way You Make Me Feel“, „„Smooth Criminal“ oder dem Titelsong, aber eben kein Meilenstein.

Jackson und der zum dritten Mal mit ihm kooperierende Produzent Quincy Jones definieren diesmal kein Genre neu, sondern modernisieren den nun festgefügten Jacko-Sound bedächtig. Also tuckern die Sequenzer, die mittlerweile die Dancefloors beherrschen, etwas derber und die Balladen werden mit viel Hall und Wänden aus Geigen aufgemotzt, als wollte man in den Krieg ziehen gegen Whitney Houston, die neuerdings den Stand der Dinge im Soul bestimmt. Das ist der entscheidende Unterschied zu den glorreichen Zeiten: Jones und Jackson reagieren nur noch, sie setzen die Standards nicht mehr selbst. Mit „„Bad“ verliert Jackson sein bis dahin untrügliches Gespür für den Reiz einer schillernden Oberfläche, für den Überwältigungspop, der ihn groß gemacht hat. Er möchte endlich tiefsinnig 1987 sein, klingt aber trotzdem geglättet, die Männlichkeit des neuen Michael bleibt nur bloße Behauptung – besonders schmerzhaft in der Weltmusik-Schnulze „„Liberian Girl“. Kurz: Diese Musik wartet immer noch auf ihren Bartwuchs, greift sich aber bei jeder Gelegenheit in den Schritt. Zudem ist die Frequenz exorbitanter Songs auf „Bad“, jedenfalls im Vergleich zu den Vorgängern, sehr viel geringer. Stücke wie „„Dirty Diana“ oder „„Speed Demon“ klingen zwar einigermaßen flott, aber setzen sich nicht fest im Ohr.

Trotzdem reiht sich das Album passgenau ein ins Schaffen von Jackson, und wenn nur als Abschluss eines öffentlichen Entwicklungsromans: Mit „Bad“ ist der Dreiklang nun vervollständig, ein Triptychon vollendet. Wenn Jackson mit „„Off The Wall“ seine Pubertät abschloss und mit „„Thriller“ seine Jugend durchlebte, dann ist „„Bad“ der schlussendlich nicht vollständig gelungene Versuch, tatsächlich erwachsen zu werden. Von nun an läuft die Zeit wieder rückwärts – im Moonwalk.

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