Mikro im Heuhaufen

Früher putzte Bubba Sparxx Tische bei Kentucky Fried Chicken, jetzt ist er mit Country-Rap auf MTV

Bubba Sparxxx ist mächtig stolz: Er hat die Präsidenten-Suite bekommen! An der Tür seiner Zimmerflucht im „Westin Grand“-Hotel in Berlin steht zwar schlicht „Schindler Suite“, aber lassen wir dem Eierkopf aus den Hinterwäldern Georgias seinen Spaß: „Sieh dir das an!“ Bubba dreht sich wie ein Kreisel. „Hinter diesem gigantischen Raum sind noch zwei Zimmer, dann kommt noch ein Durchgang zur Nachbarsuite. Großartig, oder?“

Vielleicht muss man auf einer abgelegen Farm aufgewachsen sein, um die kitschig sterile Atmosphäre dieser Suite als verschwenderischen Luxus zu begreifen. Doch der bullige Sohn eines Ex-Metzgers, Ex-Schulbusfahrers und Ex-Tankstellenbesitzers hat es weit gebracht. Noch vor wenigen Jahren arbeitete auch Bubba auf dem Bau und in Fastfood-Buden; nun ist sein drittes Album „Deliverance“ – mit halbjähriger Verspätung – endlich in Deutschland erschienen. Das Video zum Titelsong, eine Art Kurzfassung von „O Brother, Where Art Thou?“, läuft bei MTV und Viva schon seit Längerem rauf und runter. Verdientermaßen:“Deliverance“ ist ein blank polierter Kübelwagen voller duellierender Banjos, Herz zerreißender Fiedeln, Mundharmonikas und dem Southern Slang des 26jährigen Rappers, der eigentlich Warren Mathis heißt. Die Idee mag vom kernigeren Kollegen Everlast abgeschaut sein, doch was der Missy-Elliott-Beatmeister Timbaland daraus macht, klingt wie ein Besuch im Country-Erlebnis-Park.

Anders als bei Bubbas letzter Platte ist das Zusammenspiel von Rapper und Produzent geradezu traumwandlerisch. Jeder der beiden weiß, dass es sich bei aller Liebe zu authentischen Details immer um eine große, farbenprächtige Inszenierung handelt: „Ich mag es, Stereotypen zum Leben zu erwecken“, sagt Bubba Sparxxx, der früher Coach einer Highschool-Football-Mannschaft werden wollte. „Die einzige Musik, die ich als Kind dauernd um mich hatte, war Country. Das hat mich schon genervt. Ich liebte HipHop, weil ich vermutete, dies sei die Antithese zu Country. Als ich älter wurde und mich vom Verseschreiber zu einem Songwriter entwickelte, erkannte ich auch die Größe von Leuten wie Johnny Cash und Hank Williams. Gerade was die Texte angeht.“

„Mit ‚Deliverance‘ wollten wir ein lebendiges Bild malen, das dem ländlichen Leben so nahe wie möglich kommen sollte. So wie Jay-Z oder Nas, also Rapper aus einer urbanen Gegend, in ihren Texten ihr städtisches Bild malen.“ Bubba Sparxxx mag

ein bisschen unbeholfen und tapsig wirken, aber ein Dummkopf ist er weiß Gott nicht.

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