FAIRPORT CONVENTION – DIE ELEKTRIFIZIERUNG DER FOLK MUSIC

MIT WECHSELNDEM BAND-PERSONAL MACHTEN SICH FAIRPORT CONVENTION UND STEELEYE SPAN AN DIE ELEKTRIFIZIERUNG DER FOLK MUSIC

Eine nur sehr kurze Blütezeit von drei, vier Jahren war dem britischen Folk Rock beschieden, nicht zuletzt aufgrund der kontinuierlichen personellen Fluktuation, der das Erfinder-Kollektiv namens Fairport Convention ausgesetzt war. Nie war die Besetzung länger von Dauer als ein paar Monate, es war ein ständiges Kommen und Gehen von Musikern, ein veritables Personalkarussell, neben dem sich selbst der berüchtigte Byrds-Kreisel ausnahm wie ein Ausbund an Stabilität Der stete Wandel barg Chancen, weil so immer neues Blut zugeführt wurde, neue Ideen den Band-Stoffwechsel auf Trab hielten. Andererseits verhinderte das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel kontinuierliches und perspektivisches Arbeiten.

Formiert hatten sich Fairport Convention 1967 in London, wo sie den Underground unsicher machten als britisches Pendant zu Jefferson Airplane, nicht ganz so psychedelisch vielleicht, aber ebenso experimentierfreudig. Ian Matthews, Ashley Hutchings, Simon Nicol, Richard Thompson, Martin Lamble und Judy Dyble hatten nur ein knappes Jahr zusammengespielt, als letztere die Band verließ und durch die ehemalige Sängerin der Strawbs, Sandy Denny, ersetzt wurde. Kurze Zeit später starb Drummer Martin Lamble, gerade 19 Jahre alt, als der Tbur-Van verunglückte. Ian Matthews stieg aus und machte mit Matthews Southern Comfort sein Konkurrenzunternehmen auf. Ashley Hutchings sagte ebenfalls Farewell und gründete Steeleye Span. Alles innerhalb von achtzehn Monaten, in denen die Band noch Zeit fand, vier LPs zu veröffentlichen, die den BritFolk revolutionierten und für eine schöne Weile die gesamte Musikszene in Verzückung versetzten.

Angefangen hatte man mit ein paar eigenen Songs, für die Matthews und Thompson zuständig waren. Darunter mischten sich diverse Dylan-Tunes und Songs von einer bis dahin weitgehend unbekannten Kanadierin mit Namen Joni Mitchell. Mit diesem Material bestritt man die ersten drei Alben, von denen die Nummern zwei und drei, „What We Did On Our Holidays“ und „Unhalfbricking“, beide 1969 veröffentlicht, von der Kritik über den grünen Klee gelobt wurden. Geradezu ekstatisch gefeiert wurde das folgende, im Dezember ’69 erschienene Album „Liege & Lief“, das zu gleichen Teilen von Sandy Dennys Stimme, Richard Thompsons Gitarre und der Fiddle des neuen Mannes Dave Swarbrick lebte. Auch diese fulminanteste aller Fairport-Besetzungen hielt indes nur wenige Monate.

Im selben Jahr wurde die andere Pionier-Combo des Folk Rock ins Leben gerufen: Steeleye Span. Hatten sich Fairport erst mit dem vierten Album traditionellen Materials angenommen, so war die Verschmelzung von tradierten Songs mit Rockinstrumentation bei Steeleye von Anfang an Programm. Von Dauer waren die Besetzungen in den formativen Jahren freilich auch nicht. Ein gutes Jahr und zwei vorzügliche LPs lang hielt das beste Line-Up mit Ashley Hutchings, Tim Hart, Maddy Prior, Peter Knight und Martin Carthy. Danach machte Hutchings mit der Albion Country Band in Folk-Purismus, Carthy kurbelte seine Solo-Karriere an, und Steeleye Span mutierten zum Mainstream. Folk Rock wurde zum big biz, die Luft war raus.

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