MORCHEEBA: Pot, Pop und Portishead

Zwei Männer, eine Frau: Wir denken an die „Fabulous Baker Boys“ und die klassische Dreiecks-Kiste, dann erst an eine der zahllosen Trip-Hop-Bands, die von sich behaupten, genau das eben nicht zu sein.

Klar, Morcheeba zählen zur zweiten Kategorie. Nachdem das Debüt „Who Can You Trust“ von Kritikern gefeiert wurde (natürlich trotzdem nur mäßig verkaufte), wird’s ernst für das Londoner Trio: Das zweite Album ist abschußbereit – und da kann’s nicht schaden, sich auch verbal vom Pulk der Mitbewerber abzusetzen. „Musik-Müll, wohin man sieht! Elektro-Rock ist die Masche, und schon stürzen Plattenfirmen auf jede Band, die einen Sampler ihr eigen nennt.“

„Big Calm“, hofft Mastermind Paul Godfrey, soll den Beweis liefern, daß man die Ausnahme von der Regel ist.

Die Pioniere Portishead stets im Blick, fertigen PauL Bruder Ross und Sängerin Skye ihre triphoppenden Arrangements daher in konsequenter Handarbeit. „Die Songs entstehen auf der Akustik-Gitarre – allein um so auszuschließen, daß wir uns in Sound-Manierismen verlieren.“ Erst später, an den Turntables, läßt Godfrey dem HipHop freien Lauf.

In den USA, wo sie unter der modischen „Electronica“-Flagge segeln, werden Morcheeba hoch gehandelt -woran die wort- und tatkräftige Unterstützung ihres Förderers David Byrne nicht ganz schuldlos war. „Big Calm“ baut denn auch auf den Pop-Appeal im Sound, auf Skyes erotische Präsenz – und nicht zuletzt auf die vertonten Cannabis-Wolken, die den kühlen TripHop erwärmen. Sollte das Gras gar die wichtigste Zutat in Morcheebas Sound-Rezept sein?

„Klar. Zudem: Nur so kann man die Musikindustrie-Idiotie ertragen.“ Und so schweben denn ferne Gitarren über Marihuana-Feldern, irgendwo tuckert zeitlupig ein Beat. Der Meta-Musik-Gourmet greift lächelnd zum Joint.

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