Müde am Mischpult

Die Langeweile ist schuld daran, dass KID LOCO auf seinen Platten so viel Abwechslung wünscht

So unglaublich viele technoid veranlagte Musiker haben in den vergangenen Jahren wahlweise die Gitarre, den klassischen Song oder ihre Wurzeln im Punk-Rock wiederentdeckt, dass dies keinen Newsflash mehr wert wäre. Ja, auch Jean-Yves Prieur, genannt Kid Loco, hat hauptsächlich Pop-Lieder aufsein neues Album „Kill Your Darlings“ genommen, hat Texte geschrieben, keine Maschinen-Codes. Allerdings findet man solche kleinen Hits vereinzelt auch auf anderen Platten, die er in den letzten fünf Jahren gemacht hat – bekannt geworden ist er mehr fiir instrumentale mood music, für Remixe und, tja, für die nackten Frauen auf seinen Plattencovern.

Prieur macht auch wenig Bohei um die angebliche Trendwende. Als Musiker sei es doch seine Pflicht, nicht langweilig zu werden: „Ich ärgere mich ja selbst immer so, wenn ich Fan von einer Band bin und die ständig das Gleiche machen. Über die letzte Björk-Platte haben alle geschrieben, wie toll sie sei, aber ich habe mich zu Tode gelangweilt. Mit Springsteen geht mir das auch so.“ Kid Loco, Alleinherrscher am Mischpult, hat freilich leicht reden. In früheren Bands, erzählt er, war er stets der mit den meisten Ideen und musste allen alles erklären. Am Ende wollte keiner mehr mit ihm spielen.

Der Sänger und Gitarrist Tim Keegan (Ex-Blue Aeroplanes) konnte sich mit Prieurs Arbeitsweise anfreunden, ab der Franzose in London eine Platte für Keegans Band Departure Lounge produzierte. Er war also prädestiniert als Haupt-Interpret für „Kill Your Darlings“, auch wenn er am holprigen Englisch von Prieurs Songtexten herumgemäkelt haben soll. Keegans Stimme plus der Blues, den Prieur liebt, klingen zusammengenommen wie Spiritualized. Den Wunsch nach mehr wird Kid Loco nicht erfüllen. Platte aus, Phase beendet.

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