Muzak kommt zurück: Mike Flowers Pops

Die Siebziger. Dieses rätselhafte, grelle, verschwiemelte, cordbehoste, kotelettige, glitzernde, in der Erinnerung immer glamouröser werdende Jahrzehnt! Mysterien der Siebziger: der klingelnde Wagen mit dem Soft-Eis. Die Pädagogen mit den „Atomkraft, nein danke“-Aufklebern. Die Fanale des RAF-Terrors. Ilja Richter. Franz Beckenbauet Dieter Thomas Heck. ABBA. Vil-Lage People. John Travolta.

Was schon beweist: Die Siebziger hatten wenig Geschmack, aber der hat sich bewährt Travolta ist wieder Mr. CooL Heck ist immer noch cooL Beckenbauer war nie cool, aber stets da. Robert Blanco und Bernhard Brink, zwei Unterhaltungskünstler, denen nie etwas unter der Würde war, dürfen sich wieder schamlos im Fernsehen zeigen. Easy-Listening-Parties erreichen die Dorfdiskotheken. Wann wird Helmut Schmidt wieder Kanzler?

Auch in England, gebeutelt vom Niedergang der Monarchie in Dekadenz & Demenz, sehnt man sich nach Seichtem, nach Sinnfreiheit, nach Sorglosigkeit Mike Flowers, eine Knalltüte mit schwer bescheuerter Frisur, ist plötzlich in Mode. Noch im letzten Jahr leistete er mit seiner schwelgerischen Version von „Mac-Arthur Park“ – einem Lied, das den Geist der Siebziger ganzheitlich verströmt – den schönsten Beitrag zum „Gettasy! -Samplet Nun haben die Mike Flowers Pops das Gute ganz nah gefunden: Kaum hatten die bösen jungen Männer von Oasis ihre Single „Wonderwall“ veröffentlicht, reagierte Flowers mit einer Art von Gegengesang. Unserem Oasis-Beauftragten Wolfgang Doebeling zum Trotz: Mike Flowers‘ Umdeutung hat mehr Grazie, mehr Grandezza, mehr Bravado! Titelseiten, Hitparade, Muzak-Hype. Album folgt Wir berichten weiter.

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